Die Dolomiten und auch die Brenta sind aus dem Allgäu halbwegs schnell erreichbar, daher wollten wir erst am Montag, dem ersten Tag an dem zumindest mehr oder weniger schönes Wetter angekündigt war, nach Madonna die Campiglio fahren. Dort wollten wir als erstes mit der Grosté-Seilbahn in die Grosté-Scharte fahren und von dort über den Alfredo-Benini-Steig, einem leichten Klettersteig zum Eingehen, zum Rifugio Tuckett gehen. Mal wieder ein Tipp von ALPIN :-)
5 1/2 Stunden hatten wir für die Fahrt angesetzt und starteten am Montag - in strömendem Regen - um sechs Uhr in die Brenta. Hätten wir uns nicht in Bozen verhauen und wären wir nicht in einen Stau in Richtung Meran geraten, bevor wir auf der Schnellstrasse zu einer Ausfahrt gelangten, wären wir mit den 5 1/2 Stunden auch richtig gelegen. So kamen wir Punkt 12:00h - bei Sonnenschein und Mischbewölkung - an der Grosté-Seilbahn an und guckten verdutzt: Geschlossen. Geschlossen? Alles hatte ich vorher recherchiert, auf jeder Hütte angerufen, ob sie auch offen sei (Die Antworten waren nur halb zufriedenstellend: Ab dem 20.09. war alles und überall zu, so blieben uns nur 3 Tage 'oben'.), aber an die Seilbahn hatte ich nicht gedacht.
Damit war die Planung des ersten Tages schon mal hinfällig. Wir beschlossen, den Benini-Steig Benini-Steig sein zu lassen und die geplante Runde einfach an der Tuckett-Hütte zu starten. Für Aufstieg und Steig war es einfach zu spät. Einen Steig zum Eingewöhnen brauchten wir ja sowieso nicht unbedingt.
Der Dorfsee von Madonna di Campiglio
Wir parkten das Auto direkt in Madonna di Campiglio und marschierten Richtung Rifugio Valesinella. Nach der langen Fahrt waren wir inzwischen richtiggehend gierig auf Bewegung. Auf der kleinen Teerstrasse brauchten wir eine knappe Stunde bis zum Rifugio Valesinella. Als wir dort ankamen, staunten wir nicht schlecht - ein grosser Parkplatz empfing uns. Auf die Idee, dass das winzige Waldsträsschen eine öffentliche Strasse sein könnte, waren wir gar nicht gekommen.
Schnitzfigur vorm Rifugio Casinei
Vom Refugio Valesinella führt ein gut gezeichneter und breit angelegter Weg zunächst zum Rifugio Casinei, dann weiter zum Rifugio Tuckett. Wir stiegen gemütlich durch lichten sonnendurchfluteten Lärchen- und Kiefernwald empor, freuten uns über die nette geschnitzte Holzfigur am Rifugio Casinei und staunten nicht schlecht, als wir schliesslich aus dem Wald kamen und freie Rundumsicht hatten: Über den Bergen des Adamello und der Presanella hatten sich dichte dunkle Wolken gebildet und die Brenta-Berge waren auch schon von Wolken und Nebel eingehüllt. Das schöne Wetter hatte sich während unseres Waldspaziergangs einfach aus dem Staub gemacht.
Dunkle Wolken verhüllen die Brenta
Wir legten einen Zahn zu, doch der Regen erwischte uns doch noch. 10 Minuten von der Tuckett-Hütte entfernt, bereits in Sichtweite der Hütte, begann es zu tröpfeln und regnete bald heftig. Weil wir dachten, die Hütte gleich zu erreichen, machten wir uns nicht die Mühe, das Regenzeug rauszuholen. Grosser Fehler, dann an der Hütte waren wir beinahe komplett durchweicht. Es war ziemlich genau 15:00h als wir an der Hütte ankamen.
Das Rifugio Tuckett im Regen
Auf der Tuckett wurden wir in ein 6-Bett-Zimmer einquartiert, die ersten im Zimmer aber bestimmt nicht die einzigen. Das Zimmer war natürlich nicht geheizt, aber die Hütte weist leider auch keinen Trockenraum auf. Was also tun mit den nassen Klamotten? Die naheliegendste wenn auch unangenehmste Möglichkeit war, alles Nasse anzubehalten, von innen mit warmen Getränken zu heizen und das Zeug am Körper trocknen zu lassen.
In der Stube fanden wir schnell die einzige Heizung und setzten uns strategisch günstig davor. Trotzdem froren wir am Anfang erbärmlich. Der Raum füllte sich nach und nach mit anderen nassen Bergsteigern und uns wurde auch langsam warm. Eigentlich hätten wir ja unser Zeug auf der Hütte deponieren und noch ein wenig in der Umgebung rumlaufen wollen, doch der stetige Landregen da draussen war alles andere als einladend. So blieben wir in der Stube bis es Abendessen gab.
Das Essen war OK, weder gut noch schlecht, und reichlich. Neben uns sass eine Vierergruppe Rheinländer, die unüberhörbar den nächsten Tag in alle möglichen und unmöglichen Variationen planten. Unsere Route für den nächsten Tag sollte die Bocchette Alta, der Klettersteig direkt am Hauptkamm der Brenta entlang sein - wenn das Wetter mitspielte, hiess das. Von den Tischnachbarn auf der anderen Seite, einem Holländer und einem Engländer, liessen wir uns überzeugen, nicht über den kleinen Gletscher (der glatt und unangenehm sein sollte) zur Bocca Tuckett aufzusteigen, sondern mit einem kleinen Umweg auf den Benini-Steig aufzusteigen und dann in die Scharte hinab zu klettern.
Hoffnung: Spät abends hat der Regen aufgehört.
Abends liess der Regen nach und kleine Stellen offener Himmel liessen uns auf den nächsten Tag hoffen.