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Skifahren stresst ...
Dienstag, 27. Januar 2004

... den Ellenbogen. Zumindest in den Dolomiten tut es das.

Damit hatte ich nicht gerechnet. Als wir in der Früh mit den Skiern in den Hand zum Skibus gingen, musste ich meine Ski von der rechten in die linke Hand wechseln. Mein rechter Ellenbogen protestierte sehr energisch dagegen, mit den schweren Skiern belastet zu werden.

Lange musste ich nicht darüber nachdenken, wieso das so war. Die vielen Gondeln, die Strassen-Überquerungen, überall musste man die Ski abschnallen und tragen. Da das alles kurze Wege waren, packte man die Ski nicht auf die Schulter sondern nahm sie 'schnell mal' in die Hand. Meine Ski sind vollwertige Rennski, super-stabil, super-dynamisch, super-wendig ... und super-schwer. Ich würde meine linke Hand zum Ski-Tragen erziehen müssen.

Als wir zum Skibus traten, baute Graziano gerade die Batterie aus meinem Audi aus. Stolz erzählte er, dass er privat genau denselben Wagen fahre. Allerdings schien er trotzdem kein Werkzeug für den Wagen zu haben, denn der arme Kerl musste die 3 Schrauben mit einer völlig ungeeigneten Zange aufdrehen. Unser eh schon schlechtes Gewissen wurde noch einen Tick schlechter.

Das Wetter hatte in der Früh noch ziemlich schlecht ausgesehen und nachts hatte es ein paar Zentimeter geschneit, aber sobald wir auf den Pisten waren, klarte es rapide auf. Vor allem Richtung Süden sah es hell und sonnig aus. Süden. Das war doch die Richtung, in der der grosse und einzige Gletscherberg der Dolomiten lag. Kurzentschlossen machten wir uns auf den Weg zur Marmolada.

Ganz unerwartet wurde das nicht nur ein Ausflug zum höchsten mit den Skiern erreichbaren Gipfel sondern auch ein Ausflug in die skitechnische Erschliessung der Dolomiten. Von den modernen Gondeln zur Portavescovo ging es mit einem 'Stöpsel-Lift' (Einer-Schlepper mit einer Art Stöpsel zum zwischen die Beine nehmen) zu einem alten 2er-Sessellift mit Holz-Sitzflächen.

Danach standen wir bewundernd vor dem Fedajapass und dem Tal von Malga Ciapela. Es war sehr kalt und die Luft war voll mit winzig kleinen Schneeflocken, die in der Sonne funkelten. Vor uns machen gerade die letzten Wolken auf und der Blick nach Süden war mit den vielen funkelnden Sternchen in der Luft ganz einfach grossartig.

Auf die Marmolada gibt es mit Skiern 2 Wege: vom Fedajapass mit einem Sessellift, einem Schlepper und der obersten Gondel oder von Malga Ciapela aus mit 3 Gondeln nacheinander. Die zweite Variante versprach viel mehr Abfahrtsmeter und der Sessellift und der Schlepper sahen furchtbar kalt aus, wie sie da so im Schatten der mächtigen Marmolada lagen. Keine Frage, wir wollten zu den Gondeln.

Die Abfahrt zur Talstation war erst nett und wurde dann immer flacher. Unten im Tal war das reinste Anfänger-Paradies, super-flache übersichtliche Pisten in lichtem Wald und ein Stöpsel-Lift nach dem anderen. Sowohl die Lifte als auch fast alle Häuser sahen alt und gebraucht aus. Hierher kamen wohl nicht viele Leute.

Die Gondel fuhr gerade ab, als wir kamen und sie sah nicht voll aus. Wir stellten uns an die Absperrung, um auf die nächste Gondel zu warten. Als wir die dann betraten, waren wir grad mal um die 10 Leute und hatten reichlich Platz, obwohl die alte Gondel relativ klein war. Doch kurz vor der Abfahrt drängten noch 2 Gruppen, einmal Italiener und einmal Österreicher mit viel Gedränge und Lärm hinein, so dass wir wie Sardinen in der Büchse in der Gondel standen.

An der ersten Station mussten wir eine Treppe hinauf gehen und wurden dann alle in die zweite Gondel gestopft. Es war so eng wie zuvor, aber immerhin war der Mensch mit dem üblen Mundgeruch diesmal woanders ;-)

In der nächsten Station wurden wir in einen Alu-Container 'umgeladen', der sich als Aufzug herausstellte, der uns ein oder 2 Stockwerke nach oben beförderte. Hier kamen die Skifahrer dazu, die die Marmolada mit dem Sessellift und dem Schlepper angegangen hatten, so dass nur die Hälfte der Leute in die dritte Gondel passten. Aber schliesslich kamen auch wir ganz oben an und fanden durch ein Labyrinth von verbeulten Treppen und angeschlagenen Türen ins Freie.

Der Weg hierher war eine Tortur gewesen, aber es hatte sich dennoch gelohnt. Der Blick auf die Sella und die Dolomiten um uns herum war grossartig und wir nahmen uns gebührend Zeit, die Umgebung angemessen zu bewundern. Dann fuhren wir ab. Nochmal wollten wir uns die Gondeln nicht antun, also orientierten wir uns wieder zurück nach Arabba und zur Porta Vescovo, was mit den geschichtsträchtigen Sesseliften hier eine ganze Weile dauerte.

Abends liessen wir uns vom Skibus abholen und mein Allgäuer organisierte zusammen mit Graziano die Audi-Batterie. Der 'mechanico' verlangte für's Laden grad mal 5 Euro und als wir die Batterie alle zusammen mühsam wieder ins Auto bugsiert hatten, sprang der Audi wieder einwandfrei an. Unsere Welt war wieder n Ordnung und diesmal reichte es sogar noch für Sauna vor dem Abendessen.

Wie erwartet wollte Graziano für seine Mühen kein Geld haben, also nahmen wir ihm das Versprechen ab, sich Abends in der Bar von uns zu einem Drink einladen zu lassen. Eigentlich wollte er nicht mal das und er tauchte auch nicht in der Bar auf. Naja, dachte wir, wir haben es versucht.

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