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Lagginhorn (4010m)
Dienstag, 07.09.2004

Wieder geht es um 5:30h los. Unser heutiger Berg, das Lagginhorn, ist das Kontrastprogramm zu gestern. Das Weissmies ist auf der Nordseite von unten bis oben von Eis bedeckt, die Tour war also eine reine Gletschertour. Das Lagginhorn dagegen hat zwar 2 Gletscher, die spielen bei der Besteigung auf dem Normalweg aber nur eine untergeordnete Rolle.

Wenn man wollte, könnte man das Lagginhorn über den gesamten Südwestgrat komplett eisfrei besteigen. Wir halten uns jedoch an den Normalweg, der unten ein kleines Stück über den Lagginhorngletscher und dann erst zu Südwestgrat führt. Das erste Problem ist wie immer, den Weg im Dunklen zu finden. Die beiden Holländer sind kurz vor uns losgelaufen und stehen suchend an der Bach-Überquerung herum. Nö, ein Weg ist nicht zu sehen, aber anhand der Umgebung kann es nur dort hinauf gehen, sage ich.

Ralle, der Pfadfinder und ich, die Navigatorin, sind ein gutes Team. Nach 50 Metern haben wir den Weg gefunden. Die beiden Holländer schliessen sich diesmal uns an und stellen bald fest, dass mein langsames Tempo (heute geht es mir viel besser als gestern, aber langsam bin ich dennoch) gerade richtig ist. Ha, Männer! Laufen immer viel zu schnell los!

Den kleinen Lagginhorn-Gletscher queren wir seilfrei, er ist eh so gut wie aper. Danach geht es hinauf auf den SüdWest-Grat. Das ist nett. Grosse Blöcke, schräge Platten, grobes Geröll, hin und wieder muss man mal hinlangen, aber schwer ist es nie, nicht mal dann, als wir und ein wenig am Grat versteigen.

Wir sind langsam, deswegen steigen die beiden Holländer uns bald voraus, allerdings sind sie nicht lange schneller. Schnell gehen fordert seinen Tribut in dieser Höhe und so holen wir sie vor dem Gipfel beinahe wieder ein.

Der Gipfel besteht eigentlich nur aus 2 grossen Felsen und fällt sonst überall steil ab, so dass er mit uns 4 Leuten gleich voll ist. Es gibt sogar ein Kreuz am Gipfel des Lagginhorn, eines aus alten Rohrleitungen nur und es steht sehr wackelig, aber es ist ein Kreuz.

Auch hier oben ist es empfindlich frisch (vielleicht liegt es ja auch an der dünnen Luft, dass man das so empfindet), so dass wir bald wieder absteigen. Wir haben uns kaum auf den Weg gemacht, da stehen auch die beiden Holländer so hastig auf, dass der Ralle fragt, ob wir sie mit runter nehmen sollen. Dankbar nicken sie - ihnen sei auf diesem Grat (der oben doch ziemlich steil ist) nicht ganz wohl.

So schnell wird man zum Bergführer. Wir erfahren, dass die beiden das erste Mal alleine unterwegs sind. Bisher hatten sie immer Bergführer, mit denen sie Touren machten. Dieser Berg ist unser 2. Viertausender, für die beiden ist er nur einer von vielen. Und dann erzählen sie, dass sie noch heute nach Chamonix weiter fahren und morgen den Mont Blanc in Angriff nehmen werden. Mit Bergführer. Wir staunen. Und sind ein klitzekleines bisserl neidisch.

Der Abstieg führt uns problemlos an die Hütte, wo wir von den beiden Holländern jeder ein Radler spendiert bekommen. Als Bezahlung für einen geführten Abstieg finde ich das ganz OK ;-) Dann packen wir unser Hüttenzeugs in die Rucksäcke und steigen zum Kreuzboden ab, wo die Holländer in eine Gondel steigen. Uns steht aber unser letztes Abenteuer für heute erst noch bevor: die Monster-Trottis!

Der junge Seilbahnwärter schaut uns ganz komisch an, als wir uns nach den Monster-Trottis erkundigen. Passt Fun denn nicht zum ernsthaften Bergsteigen? Egal, wir bekommen Trottis, schicken die Rucksäcke mit der Seilbahn nach unten und rollern los.

Die Roller mit den fetten Reifen sind gewöhnungsbedürftig, weil sie einerseits extrem gut bremsen (Hinterrad lupfen, vorne schleudern? Kein Problem!), andererseits aber äusserst unwillig lenken, weil wenig Luft in den dicken Reifen ist. Auf dem Schotterweg nach unten sind aber die Reifen die einzige Federung, die wir haben und so sind wir nicht böse deswegen. Wir werden auch so furchtbar durchgeschüttelt. Ich hätte ja nicht damit gerechnet, dass ich beim Abstieg am Ende Probleme mit den Handgelenken bekommen würde ;-)

Alles in allem macht es ziemlich Spass und alle Leute schauen uns entweder amüsiert oder regelrecht neidisch hinterher.

Am Parkplatz machen wir Bestandsaufnahme: Der Ralle hat eine grosse böse Blase am Schienbein. Und meine Knie werden mir den blockigen Absteig vom Lagginhorn übel nehmen, das ist auch schon abzusehen. Aber alles in allem geht es uns recht gut.

Der Plan wäre gewesen, jetzt nach Saas Fee hinauf zu fahren und dort in ein Hotel zu gehen. Aber Saas Fee ist autofrei, was wir beide völlig vergessen hatten. Da würde sich das Rucksack umpacken und morgen alles Überflüssige wieder ins Auto stopfen ziemlich umständlich gestalten und ein Hotel auszusuchen ist so auch nicht einfach. Wir fahren zurück nach Saas Grund ins erstbeste Hotel.

Unser Hotel ist das Hotel Alpha in Saas Grund, eine wunderbare Wahl, mit extrem nettem Personal und einer Postbus-Haltestelle (um morgen nach Saas Fee zu kommen) beinahe direkt davor. Am wichtigsten ist erst mal die Dusche! Und das Bett schaut wunderbar breit aus - ohne Hüttenschlafsack kann man da wirklich alle Viere von sich strecken :-)

Das Essen im Alpha ist ausgezeichet, allerdings habe ich dasselbe Problem wie die beiden Abende davor - mein Körper verweigert schwere Nahrung. So halte ich mich an Suppe, Salat und Beilagen - und auch das ist so reichlich, dass ich davon problemlos satt werde.


Das Weissmies vom Lagginhorn aus - weil's so schön war :-)
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