Anreise
03.05.2024 - 04.05.2024
Ziel: Camping Nausicaa
Die große Insel am Stiefel Italiens hatte ich schon eine ganze Weile im Auge, aber die Fahrt den Stiefel runter ist so lang, dass man da 2 Tage rechnen muss (mal 2 natürlich). Und Fliegen hat halt den Nachteil, dass man da recht wenig mitnehmen kann (schon gar keine Räder). Ich hatte trotzdem schon mal eine Grob-Planung auf dem Rechner mit einem Apartment in der Nähe des Ätna.
Dann erwähnt ein Kollege, dass er vor nicht allzu langer Zeit auf Sizilien gewesen sei. Mit dem Auto. Er hatte einfach die Fähre von Genua genommen. Das dauert zwar auch lang (länger, genau genommen), aber kann man eine ganze Nacht durchschlafen und sich erholen, statt sich mit Verkehr herum zu schlagen. Ich muss gestehen, dass ich diese Variante absolut nicht auf dem Schirm hatte.
Am Ende wurde es dann nicht die Fähre von Genua, sondern die von Livorno. Da muss man zwar 2 Stunden länger mit dem Auto fahren (= 4 Stunden weniger Fähre), kommt aber am Nachmittag in Palermo an und kann sich auf der Insel gemütlich einrichten und am nächsten Tag mit Urlaub anfangen, statt noch mal einen Tag mit Organisatorischem zu verbringen.
Leider ist bei keiner der Fähren nachts fahren eine Option und noch dazu fahren beide Linien in der Vorsaison nur alle 2 Tage, was entweder einen Tag Überstunden-Abbau oder 'verlorenen' Urlaub auf der Insel bedeutete. Ich nahm deswegen auch den Freitag vor dem Urlaub frei.
Wir planten die Anreise ausgesprochen großzügig (4 Stunden extra zusätzlich zu den 2 Extra-Stunden, die man vor der Abfahrt da sein soll), um auch mögliche Staus abfedern zu können. Die Fahrt lief aber großartig, es gab weder Stau am San Bernardino noch bei Lugano/Locarno oder rund um Mailand (da war allerdings richtig viel los). Nur kurz vor und nach der Grenze bei Como/Chiasso verloren wir wegen Baustellen und viel Verkehr etwas Zeit.
Wir waren dann auch deutlich zu früh kurz vor Livorno und versuchten, bei einem weiteren guten Cappuccino an der letzten Raststätte noch irgendwas zu finden, wo und wie wir 2 Stunden verbringen könnten. Das hätte man aber vorher besser planen müssen (Pisa anschauen beispielsweise oder irgendwo an einem Strand anhalten), deswegen fuhren wir dann doch direkt zum Fährhafen. Das war nicht so einfach wie bisher, weil Grimaldi Lines grottenschlecht ausgeschildert ist und eben *nicht* da startet, wo die anderen Fähren losfahren.
Nach mehreren Kringeln im (sehr weitläufigen) Hafengelände fanden wir dann schließlich zum Check-In. Wir hatten erwartet, wenigstens aufs Gelände zu dürfen, wurden aber abgewiesen (darf man frühestens 3 Stunden vor der Abfahrt). Da war es sehr praktisch, dass nicht weit weg vom Grimaldi Lines Gelände eine Hafenbar ist, wo wir den Kangoo parken und einkehren konnten - noch mal Cappu, weil Italien ;-)
Dann durften wir aufs Gelände, standen eine Weile vor der Fähre herum und durften schließlich hinein. Wie üblich landete der (relativ) kleine Kangoo ganz tief unten im Bauch der Fähre. Diesmal hatten wir aber viel Platz, weil wir neben Bau-Material parkten.
Nachdem wir unser Gepäck in der Kabine abgeladen hatten, erkundeten wir die Fähre. Der Pool-Bereich auf dem Oberdeck war im Umbau (deswegen wohl das Bau-Material), aber die linke Tür zum Oberdeck war offen, deswegen gingen wir hoch und verbrachten die Zeit bis zur Abfahrt in der Sonne auf dem verdächtig leeren Oberdeck. Als die Fähre den Hafen verlassen hatte (Stunden später), sahen wir, dass eigentlich das ganze Oberdeck gesperrt war. Schön, dass wir das ignorieren hatten können ;-)
Ich hatte mit der Kabine auch Abendessen und Frühstück gebucht, das es im Selbstbedienungsrestaurant gab. Kurz bevor das Restaurant öffnete, stand schon ein Pulk Leute davor. Wir dachten, dass wir besser mal den ersten Schwung durch lassen und dann später gehen, aber mit dem Plan landeten wir mitten im zweiten Schwung Leute, die das auch gedacht hatten ;-) War aber nicht allzu schlimm und das Essen war unerwartet gut: ein großer Salat und guter Fisch und Pommes (Schnitzel für den Allgäuer), Bier dazu und Käse als Nachtisch für den besten Allgäuer.
Die Nacht in der Kabine war ausgesprochen angenehm. Das Schiff rollte sanft hin und her und im Hintergrund brummten die Motoren. Wir hatten eine sehr gute Lüftung und eine nette kleine Bad-Kabine, aus deren Dusche viel und heißes Wasser kam. Das war alles unerwartet gut. Zum Frühstück (nach etwas Durcheinander, was wir denn nehmen dürfen), gab es Semmeln, Butter, Marmelade und Cappuccino. Nicht grad viel, aber gut und ausreichend.
Danach konnten wir leider nicht aufs Oberdeck, weil das ja wegen der Baustelle gesperrt war, aber wir fanden ein nettes Plätzchen draußen in der Sonne, wo wir es uns mit unseren mitgebrachten Stühlen bequem machen konnten. Da blieben wir auch, als wir die Kabine räumen mussten. Als die Sonne dann so langsam auf die andere Seite des Schiffs verschwand, näherten wir uns bereits Palermo.
Die Einfahrt in den Hafen von Palermo war spannend, denn die große Fähre schaffte es anscheinend nicht allein, sich im Hafenbecken zu drehen. Es kam ein (vergleichsweise) kleines Boot mit dicken Gummirollen rundherum, fuhr eine Weile neben der Fähre her und drückte dann den Hintern der Fähre (mit großer Heckwelle) herum, damit die an der Mole anlegen konnte.
Ab da warteten wir darauf, von der Fähre zu dürfen, aber obwohl die Fähre bald gut verzurrt war, blieben die Zugänge zu den unteren Decks dicht. Anstelle von Ansagen, welche Passagiere welcher Parkdecks sich nun zu den Autos begeben sollen, kamen Ansagen, welche Passagiere sich an der Rezeption melden sollten. Hatte da jemand randaliert oder etwas geklaut?
Wir standen etwa eine Stunde herum, bis die Passagiere dann doch endlich zu den Parkdecks durften. Da wir ja ganz unten ganz hinten im tiefsten Punkt der Fähre standen, dauert es dann noch mal ziemlich lang, bis wir endlich rausfahren durften. Aber dann waren wir endlich auf der Insel!
Der Weg aus Palermo heraus war ziemlich lang und nervig. Ständig Ampeln, viel Verkehr, Palermitani (Bewohner von Palermo) die rechts und links überholten und oft in der Mitte zwischen zwei Spuren fuhren und ein echt komplizierter Weg bis zur Autobahn. Letzteres lag aber vermutlich am Navi, das uns nicht auf dem besten Weg führte. Es hatte aber auch nicht viele Wegweiser zur Autobahn, nach denen wir uns hätten richten können.
Aber irgendwann waren wir drauf auf der Autobahn und fuhren nach Westen. Der Verkehr wurde weniger und wir erreichten nach einer guten Stunde Castellamare del Golfo. Den Campingplatz Nausicaa (der einzige in der Gegend, der so früh im Jahr geöffnet war) fanden wir schnell, wir fuhren aber erst mal an der Einfahrt vorbei, weil die so steil und unscheinbar von der Hauptstraße abzweigt.
Der Campingplatzbesitzer sprach nur wenig Englisch (und ich ja kaum Italienisch), aber wir konnten schnell klären, dass er Platz für ein Auto mit Zelt hatte und dass wir Strom auch zum Kochen brauchten. Für manches sprach er in sein Handy, bzw. ließ uns ins Handy sprechen, was nach ein paar Wiederholungen (oder weil ich dann doch das richtige italienische Wort verstand) zur Klärung führte.
Dann gingen wir mit ihm über den sehr kleinen Platz. Oben standen Wohnmobile Stoßstange an Stoßstange und dicht nebeneinander, da war kein Platz für ein Zelt (und zwischen lauter riesigen Wohnmobilen wäre Zelten auch sehr unschön gewesen). Aber es führte noch eine enge Straße zum Meer runter, wo es einzelne Zeltplätze ohne Autostellplatz und ganz unten noch einen größeren gekiesten Platz. Da fanden wir und der Kangoo Platz. Wir bekamen 3 Schlüssel für den Campingplatz, mit denen wir das große und kleine Tor oben und die Tür zum Meer spätabends würden aufschließen können.
Nachdem wir schnell das Zelt aufgebaut und Stühle und Tisch rausgeräumt hatten, fuhren wir zum Supermarkt am oberen Ende von Castellamare und holten Abendessen und Frühstück. Der Supermarkt würde auch am Sonntag aufhaben, deswegen war es nicht nötig, Vorräte einzukaufen.
Vor dem Abendessen gingen wir noch Duschen (5 Minuten heißes Wasser mit Marke, aufteilbar in Intervalle), dann räumten wir das Zelt ein (mit den warmen Schlafsäcken) und suchten uns einen möglichst windstillen Platz fürs Abendessen. Es war relativ kühl (15 Grad etwa und fallend) und ziemlich windig, deswegen war das Abendessen nicht ganz so gemütlich wie erhofft. Es dauert nicht lang, dann hatten wir beide Daunenjacken und ich auch die Skitourenüberhose an (dafür hatten wir das ja dabei). Aber das Meer rauschte, der Wind raschelte in den Bäumen, es roch nach Meer und wir saßen draußen, das war schon sehr urlaubig :-)
Als wir ins Bett gingen, waren die dicken Schlafsäcke ausgesprochen angenehm (die Thermarest auf den Feldbetten ja sowieso). Ich nahm den Schlafsack lediglich als Decke, der beste Allgäuer mummelte sich vollständig ein und wachte dann mitten in der Nacht auf, weil ihm zu heiß war. Nachts hatte es 10 Grad.