Nachts trommelte wieder Regen aufs Blechdach, aber in der Früh war es wie versprochen trocken. Es schien sogar Sonne auf die Veranda, aber es war so nass und kühl, dass wir doch lieber drin mit Heizung frühstückten. Die Schuhe waren tatsächlich so gut wie trocken geworden :-)
Für den weitgehend trocken versprochenen Tag hatten wir uns die Tour auf den höchsten Gipfel im Učka Nationalpark, den Vojak, ausgesucht. Der Nationalpark fängt eigentlich schon direkt hinter dem Campingplatz an und wir waren gestern auf dem Weg nach Lovranska Draga schon drin herum gelaufen.
Luftlinie zum Startpunkt der Wanderung am Poklon-Pass wären nur wenige Kilometer gewesen (mehr oder weniger geradeaus die Schlucht hinauf), aber so einfach war es mit dem Auto natürlich nicht. Wir fuhren die Küstenstraße bis Icici zurück und nahmen dort eine schmale Straße, die in unendlichen vielen Kehren durch viele, viele kleine Orte hinauf in den Nationalpark führte. Anfangs hatten wir Sonne, dann tauchten wir in die Wolken ein, die um die Berggipfel hingen.
Am Poklon-Pass war dicker Nebel und es war beim Aussteigen im Wind reichlich frisch. Dafür war aber kaum was los. Wir brauchten ein wenig, um aus dem Wegegewirr am Pass rauszufinden und wanderten dann auf einem breiten Weg durch lichte Buchenwälder, durch deren frische hellgrüne Blätter der Nebel waberte. Es fühlte sich ein wenig mystisch an, als wandere man durch einen Märchenwald :-)
Wir querten ein paar Mal die Piste zum Vojak, konnten aber auf dem netten Wanderweg bleiben. Als wir an einen Rastplatz kamen, spitzte passenderweise ganz kurz die Sonne mal durch die Wolken, danach ging es im Nebel weiter, bis wir an den Funk- und sonstigen Turm-Verhau und schließlich an das gemauerte Türmchen am Gipfel kamen. Die Sicht war ... eingeschränkt ;-)
Es gab nur ganz kurz eine kleine Lücke, durch die wir auf der anderen Seite ins Tal blicken konnten (Felder, Wiesen, Landwirtschaft), dann war wieder Nebel. Wir gingen weiter und auf der anderen Seite des Vojak runter, wo wir dann tatsächlich unter den Nebel kamen und in einem Sattel einen schönen Rastplatz sahen. Dort machten wir noch mal Pause.
Von hier hatte ich diverse Alternativen aus der OSM rausgesucht, weil mir der Rückweg um die kleineren Gipfel vor uns herum etwas langweilig und -wierig erschienen war. Aber 'anderswo' sind aus der Karte rausgesuchte Wege immer erst mal mit Vorsicht zu genießen. Wir diskutierten kurz und stiegen dann auf der anderen Seite des Sattels auf einem schmalen Pfad zu den nächsten Gipfeln hinauf.
Der Pfad führte wieder durch frische Buchenwälder. Hin und wieder waberte eine Wolke durch den Wald, aber es klarte insgesamt auf. Als wir an den Suhi Vhr kamen, hatten wir beste Sicht aufs Meer und bis Rijeka. Danach führte der Weg in nettem Auf- und Ab zwischen Felsen und Buchen hindurch entlang der Steilwand des Suhi Vhr bis zum nächsten Sattel und bot immer wieder wieder tolle Ausblicke (zwischendrin auch zurück zum Vojak, der inzwischen auch aus den Wolken gekommen war). Das war total super! Der Abstieg zum Sattel war dann sehr steil und etwas rutschig.
Am Sattel machten wir noch mal Pause, dann stiegen wir zum Rückweg ab. Dieser Abstieg war auch steil, aber sehr ausgetreten und damit noch rutschiger. Unten angekommen trafen wir auf den Weg, den der Führer vorgeschlagen hatte. Meine Erweiterung von hier zum Grnjak ließen wir aus, denn zu dem hätten wir absteigen müssen (hätte ich der Karte zwar entnehmen können, war mir aber nicht aufgefallen).
Stattdessen suchten wir einen Wasserfall, der auf einem Schild angeschrieben war, fanden ihn aber nicht (dafür aber Ziegen und staubende Büsche). Weil es gerade so schön sonnig war, machten wir noch eine sehr schöne Pause auf der idyllischen Wiese der Wegekreuzung. Der Rückweg zum Poklon-Pass war dann nicht mehr weit, aber reichlich dreckig, nass und schmierig!
Auf dem Rückweg zum Campingplatz kauften wir am großen Plodine in Lovran viel einheimisches Zeug (Speck, Käse, Oliven) fürs Abendessen und fuhren zurück. Für Baden im Meer war es nicht schön und warm genug, aber für ausgiebig Kaffee und Kekse auf der Veranda passte das Wetter. Abendessen gab es aber wieder drin, denn es nieselte und war kühl.