Der Tag sollte zwar wolkig anfangen, dann aber immer schöner werden. Und im Vergleich zu den nächsten Tagen sollte sich der Wind noch einigermaßen in Grenzen halten. Wir beschlossen, ein letztes Mal weiter weg und höher hinauf zu gehen.
Dazu fuhren wir die Küstenstraße zurück bis nach Karlobag und von da hinauf ins Velebit zu einem verlassenen Hotel in Baške Oštarije. Das ist sehr schön, dauert aber trotz der gar nicht mal so besonders weiten Strecke ziemlich lang, denn sowohl die Küstenstraße als auch die Gebirgsstraße sind ausgesprochen kurvig.
Am Meer hatte es Sonne (und Wind und Wellen), als wir ins Gebirge hochfuhren, landeten wir in Wolken und natürlich hatte es Wind, der hier oben nicht besonders warm war. Wir parkten am 'verlassenen Hotel' und stellten dann erst mal von T-Shirt und kurze Hose auf Jacken und lange Hosen um. Von den umgebenden Gipfeln war dank der Wolken noch wenig zu sehen, aber wir konnten immerhin erkennen, dass es da irgendwo felsige Gipfel haben musste.
Der Track auf den GPS führte uns ein kurzes Stück die Straße weiter und bog dann nach links auf eine Piste ab, die uns direkt auf den Steilwald zuführte, über dem die Felswände in den Wolken verschwanden. Kurz nach den ersten Bäumen wurde uns warm, weil der Wind weg war und wir stellten wieder auf T-Shirt und kurze Hose um.
Der Weg führte uns im Buchenwald in Serpentinen zwischen einzeln stehenden großen Felsbrocken den steilen Hang hinauf. Das war sehr schön. Oben kamen wir auf einer Wiese raus, die ohne Bäume steil zum Gipfel führte. Hier erwischte uns natürlich umgehend wieder der Wind, deswegen dauerte es nicht lang, bis wir mit Jacken dagegen halten mussten. Die Wolken hatten sich inzwischen gehoben und wir hatten einen schönen Blick bis zum Meer und die ausgesprochen kargen Inseln vor der Küste.
Über die steile Wiese ging es weiter. Im oberen Teil wurde es noch steiler und auch etwas felsig, dann konnten wir das Gipfelkreuz in der Mitte eines langen Rückens sehen. Hier war dann auch das letzte Bisserl Windschutz, das der Berg bieten konnte, weg und wir standen direkt im Sturm. Das war ganz entschieden kalt!
Nachdem wir uns im Schutz eines Felsens wenigstens obenrum dicht verpackt hatten, gingen wir das letzte Stück zum Kreuz des Ljubicko Brdo, von dem aus man einen schönen Rundblick in die Umgebung und vor allem auch auf den Weiterweg hat. Das sah sehr erfreulich felsig aus. Was wir auch sehen konnten, war, dass sich das schöne Wetter langsam an uns heran robbte.
Der Rücken ging noch ein Stück, dann stiegen wir in den flachen Sattel zwischen dem Ljubicko Brdo und dem nächsten Gipfel Kuk Od Karline Plane (tolle Namen!) ab und folgten dem felsigen Grat zum Kuk. Da waren wir weitgehend windgeschützt und die Sonne erreichte uns gelegentlich, deswegen konnten wir die äußeren Schichten wieder ablegen.
Der Kuk Od Karline Plane ist ein kleiner felsiger Knubbel, der von unserer Seite nicht besonders aufregend aussah, dann aber auf der anderen Seite mit großartigem Ausblick (viele weitere Kuks, also Felshügel) und einem sehr netten klettrigen Abstieg, der sogar 2 Drahtseile gespendet bekommen hatte, aufwartete.
Der Weiterweg führte uns dann absteigend auf eine Wiese zu. Der Führer hätte uns geradeaus weitergeschickt, aber ich hatte auf der Karte einen Weg über den beeindruckenden Kuk auf der linken Seite gesehen. Und tatsächlich wies auch ein Schild auf den Medvjedi Kuk hin. Wir bogen ab.
Das war dann total super. Auf den Medvjedi Kuk führt ein gut markierter, sehr kraxeliger kleiner Steig, bei dem man stellenweise sogar richtig klettern muss. Wir hatten viel Freude und oben wieder tollen Ausblick :-)
Eine Überschreitung, wie in der Karte angedeutet, war aber nicht zu finden. Wir kletterten denselben netten Weg wieder runter, den wir hinauf gekommen waren.
Von der Wiese aus führte uns der Weiterweg durch lichten jungen Buchenwald zu einer Forststraße. Laut Führer hätten wir dieser nun folgen sollen, aber auch hier hatte ich in der Karte einen kleinen Steig zu einem Gipfelchen gefunden, den die Straße umrundete. Wir bogen also gleich wieder von der Piste ab.
Aber dieser Weg war dann ganz und gar nicht nett, nicht für mich jedenfalls. Nachdem wir uns unten sehr nett auf einem schmalen Pfad durch Buchenwald gewunden hatten, führten die Markierungen auf Karstgestein, das aussah wie senkrecht gestelltes Büßereis. Steil, superscharf und mit sehr tiefen Löchern dazwischen, kein Vergleich zu dem vergleichsweise harmlosen Karst auf Sardinen.
Nach zwei wackeligen Schritten über das Zeug fühlte ich mich entschieden unwohl (Horrorbilder in meinem Kopf von Ausrutschen, Haut zerschneiden und exponierter Prothese vor Augen). Ich ließ mich vom besten Allgäuer aber überreden, den Vršeljci zu besteigen, denn es war wirklich nicht weit hoch. Der Runterweg zurück zur Piste war minimal besser, aber auch gruselig.
Danach hatte ich genug von Abstechern von der Route und bestand darauf, auf der Piste abzusteigen (es hätte noch einen Abstecher auf der Karte gegeben). Ich bot dem besten Allgäuer an, dass er den Abstecher alleine machen könne und ich auf der anderen Seite auf der Piste warten würde, aber das wollte er dann auch nicht. Wir legten den restlichen Weg also wie vorgesehen auf der Piste zurück.
Der Abstieg war recht lang und da wir bisher noch keine richtige Pause gemacht hatten und nun richtig schön die Sonne schien, suchten wir uns ein nettes Plätzchen in einer Wiese und legten uns da eine Runde in Sonne :-)
Der Rückweg zum verlassenen Hotel war dann etwas länger als erwartet. Wir überlegten kurz, unten in der Bikerkneipe an der Straße einzukehren, entschieden uns dann aber doch dafür, gemütlich auf der Veranda des MobilHome B&K&K zu haben.
Bevor wir zum Abendessen aufbrachen, räumten wir schon mal grob zusammen, um am nächsten Morgen schnell ins andere MobilHome umziehen zu können. Dann radelten wir zu dem kleinen Restaurant am Meer und gönnten uns dort bei Sonnenuntergang und feinem Bier die große Fischplatte, denn die hatte bei anderen super ausgesehen. Das war ausgezeichnet :-)