Für den Dienstag war stabiles und schönes Wetter angesagt. Es war der einzige wirklich schön und trocken vorhergesagte Tag für den Rest des Urlaubs, perfekt für die Schluchtenwanderung bei Starigrad: die kleine Paklenica-Schlucht hoch und über die große Paklenica-Schlucht runter. Die Tour ist im Führer schwarz und man wird gewarnt, dass die Tour wirklich schwierig ist und dass Kletterfertigkeiten nötig sind. Zudem ist die Tour recht lang.
Wir standen deswegen etwas früher auf als sonst und fuhren nach dem Frühstück zum zweiten Eingang des Nationalparks Paklenica. Das ist zwar nicht weit weg vom Campingplatz, aber nach der langen Tour dann noch mal 10 Kilometer extra laufen wollten wir auch nicht. Der zweite Eingang liegt am Ausgang der kleinen Paklenica-Schlucht, die man nicht weit weg als dunklen Schlitz in der Felswand der Berge sehen konnte.
Wir lösten am Kassenhäuschen 2 Tickets für den Nationalpark und erklärten, was wir vorhatten. Wir bekamen kurz ein paar Anstandsregeln erklärt, dann wies uns der Herr im Kassenhäuschen deutlich drauf hin, dass die Runde sehr lang und sehr schwer sei und dann man klettern können muss. Ob wir ein Seil dabei hätten. Wir verneinten und bekamen noch mal den Hinweis, dass das wirklich eine schwierige Angelegenheit sei. Dann durften wir gehen.
Der Weg zum Anfang der Schlucht ist nicht weit und gut ausgebaut. Dann steigt man ins Bachbett und der erkennbare Weg ist weg, dafür hat es gelegentlich Markierungen. Grundsätzlich kann man sich nicht verlaufen, denn man kann man ja nicht raus aus der Schlucht. So ganz einfach ist es dann aber natürlich doch nicht, denn der Weg führt immer wieder mal aus dem Bachbett raus. Wir gingen an der ersten Umgehung vorbei und merkten das erst, als das Bachbett plötzlich sehr unwegsam wurde und es keine Markierungen hatte. Danach waren wir aufmerksamer.
Wir marschierten eine Weile gemütlich in die Schlucht hinein, deren Wände sich immer höher und höher auftürmten. Bald war es regelrecht dunkel unten in der Schlucht, weil die Wände so nah beieinander sind. Der Weg führte immer wieder mal kurz nach links aus dem Bachbett raus und dann wieder rein.
Dann kamen wir eine Kletterstelle mit Drahtseil, die der Führer als Schlüsselstelle bezeichnete. Das Drahtseil war nicht schlecht, weil der Kalkstein an den wichtigen Stellen schon sehr glatt geschliffen war, aber davon abgesehen war das nicht weiter schwierig.
Kurz drauf ging es mal wieder links aus dem Bachbett raus und eine gute Weile neben der eigentlichen Schlucht steil nach oben. Als wir danach wieder ins Bachbett durften, blieben wir da auch für den Rest der Schluchtwanderung. Ab hier galt es immer wieder kleine Stufen und viele, viele glatt geschliffene Felsen zu überwinden.
Dann kam die Stelle, die der Führer als 'noch mal eine Kraftanstrengung' bezeichnete: eine hohe Stufe aus glatt geschliffenen Felsen. Man musste sich rechts gegen die Felsen stemmen und dann irgendwie auf den großen glatten Felsen kommen. Ich versuchte es, kam aber erst mal nicht hoch. Der beste Allgäuer ging hin, schaute sich das an, klemmte sich zwischen Wand und Felsen (mit komplett abgebogenen Knie!) und war dann oben.
Die allerschwierigste Stelle ist (für mich) nur mir vollem Körpereinsatz (auf dem Bauch hochrobben) zu schaffen. Der wichtige Stift ist abgebrochen.
Na toll, so was kann ich nicht! Ich versuchte, das mit ein paar Varianten auch 'ordentlich' hinzukriegen und rutschte dann auf dem Bauch auf den glatten Felsen. Dann halt so ;-) Nun war allerdings klar, dass wir die Runde fertig gehen mussten. Da würde ich nie wieder runterkommen. So schwierig war es übrigens nur, weil in der Wand ein Metallstift abgebrochen war, der genau da war, wo man schön hätte hintreten können.
Mit dieser Stelle waren dann aber alle Schwierigkeiten vorbei. Der Rest des (noch immer langen) Wegs durch die Mala Paklenica war unschwierig mit vielen kleineren Felsen und noch viel mehr Kiesbettwandern (vor allem am Ende).
Kurz nach der Kletterstelle führten uns die Markierungen nach rechts aus dem Bachbett raus zum Abzweig zur Höhle Kapljuvaca. In der Schlucht hat es auf der Karte mehrere Höhlen, diese wird im Führer explizit erwähnt. Der beste Allgäuer ging deswegen auch das kleine Stück den Hang hinauf und kurz in die Höhle hinein (mir war das zu schlammig). Als er zurückkam, hatte er riesige Lehmsohlen unter den Schuhen, was auf dem weiteren Weg über der glatten Felsen der Schlucht problematisch war. Wir mussten den Lehm mit Steinen von den Sohlen kratzen, damit er wieder normal über die Felsen laufen konnte.
Wegen Wasser soll man die Schluchtwanderung ja nur zur trockenen Jahreszeit und auf keinen Fall nach Niederschlägen unternehmen. Da es in letzter Zeit ja nicht gerade wenig geregnet hatte, hatte ich angenommen, dass wir irgendwann dann im Wasser laufen würden müssen, aber von Wasser war sehr lange nichts zu sehen. Erst auf den letzten 100 Metern vor unserem Ausstieg aus der Schlucht führte der Bach dann doch etwas Wasser.
Wir verließen die Schlucht auf einem gut ausgebauten Wanderweg (der hier die Schlucht querte) und stiegen auf den die beiden Schluchten trennenden Hügel hinauf. Auf dem Weg hatten wir noch ein kleines Abenteuer, denn der beste Allgäuer entdeckte unter einem Felsen am Weg eine Schlange, die drohend den Kopf hob. Ohne genau zu wissen, ob es korrekt ist, identifizierten wir die Schlange als Hornviper (im Wesentlichen deswegen, weil das die Schlange ist, die überall erwähnt wird, weil sie ziemlich giftig ist - nachträgliche Recherche bestägte das). Wir hielten gebührend Abstand und machten Fotos.
Wir treffen auf eine Hornviper (Europas giftigste Schlange). Für das 'Horn' auf der Nase muss man sehr genau hinschauen.
Dann stiegen wir weiter zur Hochebene auf. Oben hatte es idyllische Wiesen und kleine Wäldchen. Wir suchten uns einen schönen Platz unter Bäumen und machten erst mal Pause.
Danach ging es zunächst weiter über Wiesen, vorbei an alten Steinhäusern, über die Hochebene und dann durch Wäldchen am Rand der Großen Paklenica-Schlucht Richtung Meer, bis wir an die Abzweigung kamen, an der der steile Abstieg in die Schlucht begann. Hier machten wir noch mal Pause und ich musste feststellen, dass einer meiner Stöcke die Metallspitze verloren hatte. Meh. Stöcke brauche ich.
Ich begann den Abstieg mit der Benutzung von nur einem Stock, aber das war echt doof und der Weg sehr steil und recht steinig, deswegen tauschten wir für den Abstieg die Stöcke. Wir kamen etwa in der Mitte der Schlucht in den Talboden, wo wir auf einen sehr breiten, pistenartig ausgebauten Weg trafen. Und plötzlich hatte es Leute. Seitdem wir aus der kleinen Paklenica gekommen waren, hatten wir insgesamt 5 Menschen getroffen, hier war ordentlich was los.
Der Weg aus der Großen Paklenica raus ist lang. Erst mal ging es ein ganzes Stück relativ eben aus der Schlucht raus, mit tollem Blick auf den Anica Kuk links und wirklich hohen Wänden auf beiden Seiten. Neben dem Anica Kuk (der beim Näherkommen voller Kletterer ist) wird die Schlucht dann recht eng und man steigt auf dem immer noch breiten, inzwischen schön gemauerten und befestigten Weg relativ steil in den Talboden runter.
Da wird es dann noch voller, denn es hat ein Klettergebiet am anderen und überall hängen Leute in den Wänden und es hat Annehmlichkeiten wie Sitzbänke, ein Klo und einen Kiosk. Kurz drauf kommt man zu Straße und den vielen, vielen Parkplätzen rechts und links (alle übrigens mit Schildern 'Winnetou' und einer Nummer). Wir dachten, jetzt sind wir bald aus der Schlucht raus und müssen dann halt noch eine halbe Stunde um den Berg rumlaufen, um zurück zum zweiten Eingang zu kommen.
Weit gefehlt! Erst mal hatscht man eine halbe Stunde und 2 Kilometer auf der Straße lang zum eigentlichen Eingang und dann geht es noch eine gute Stunde und 4 Kilometer und wirklich, wirklich heiß, mit mehr Höhenmetern als erwartet (es geht dauernd rauf und runter) zurück. Zwischendrin hätte ich mich am liebsten hingesetzt und gestreikt ;-)
Sehr viel später kamen wir dann doch noch am Auto an (20 Kilometer, gute 1000 Höhenmeter und mehr als 10 Stunden). Wir hatten schon kaum mehr dran geglaubt!
Endlich zurück (6 Kilometer, 1:45h und mehr Höhenmeter als man denken würde nach dem Ausgang der großen Schlucht)!
Am Campingplatz gönnten wir uns erst mal wohlverdiente Kekse und Bier, dann sausten wir kurz durch die Dusche und radelten zu dem kleinen Restaurant direkt neben dem Campingplatz. Dort gab es prima Abendessen am Meer mit gutem Bier und bester Aussicht auf den Sonnenuntergang über dem Meer.
Was für eine tolle Tour!
Nach dem Essen setzten wir uns an die Pläne für die nächsten Tage und mussten dann die Besteigung des Dinara, mit 1813 Metern der höchste Berg Kroatiens, kippen. Das Wetter war einfach nicht stabil genug für so eine lange Tour. Stattdessen wollten wir lieber länger am Campingplatz bleiben und hofften, dass das möglich sein würde.