Über die Nacht hatte der Wind zugenommen. Nicht direkt beunruhigend, aber er hatte doch ein paar Mal heftig am Zelt gerüttelt. Wir standen trotz der Abfahrtsverschiebung so früh auf wie geplant, um genügend Zeit zu haben, den unbekannten Fährhafen von Olbia zu finden.
Beim Frühstück war es zwar windig, aber nicht unangenehm. Wir hatten aber unser Zelt wohl sehr geschickt aufgestellt, denn ein Stück Richtung Pool stand ein Zelt, dessen Außenhülle eingerissen war und lustig im Wind über dem Innenzelt flatterte (vielleicht lag es aber auch dran, dass wir dieses spezielle Zelt extra für viel Wind in Chile gekauft hatten und es einfach besser war).
Wir packten unseren Kram zusammen (unter leichten Schwierigkeiten, weil man wirklich nichts loslassen durfte), zahlten und fuhren dann nach Olbia. Der Fährhafen war gut ausgeschildert, aber 'Mole 5' wie in der Email und der SMS stand, war nirgends angeschrieben (andere Molen aber schon). Wir hofften sehr, dass 'Mole 5' nicht eine Außenstelle der Fährhafens woanders war, denn kaum hatten wir den Ausleger zum Fährhafen erreicht, war Umdrehen mehr möglich. Die Autos standen in 5 Reihen und uns bewegten sich nur Autolänge um Autolänge voran.
Aber wir waren richtig. An verschiedenen Checkpoints wurden wir in die jeweils richtige Richtung geschickt und standen irgendwann auf einem großen Parkplatz zwischen Mole 2 und Mole 3, der ganz deutlich zum Sammeln von Autos diente. Unterdessen war von Corsica Ferries die Abfahrtzeit noch mal verschoben worden. Auf dem Parkplatz war es ausgesprochen windig und draußen auf dem Meer waren Schaumkronen zu sehen. Kein Wunder, wenn die Fähre Probleme hatte.
Der Ablegetermin wurde noch mal und noch mal verschoben. Eine Toilette gab es nur im Hafengebäude, wo man, wenn man einmal drin war, nur mit Ausweis und Ticket wieder raus kam (WTF?!?). Wir hatten beides glücklicherweise dabei (Yay Handyticket!) und waren deswegen nur genervt, andere mussten sich den Mund fusselig reden, um wieder zu ihrem Auto zu kommen. Der Sinn der Regelung erschließt sich mir noch immer nicht. Auf die Fähre und in den Hafen kommt man einfach so, wenn man aufs Klo muss, wird man eingesperrt?
Irgendwann tauchte die Fähre dann auf, wurde ausgeladen und wir durften drauf. Gegen 13:00 (ursprünglicher Termin war 9:00h gewesen) legte sie dann ab. Wir hatten uns gleich einen sonnigen (wenn auch windigen) Platz auf dem oberen Deck gesucht.
Als die Fähre dann losgefahren war und sich in die richtige Richtung gedreht hatte, war der Platz nicht mehr sonnig, der Wind blieb. Das war dann bald ziemlich ungemütlich und wir zogen in die Sonne um (windig war es überall). Auf Deck war es nicht besonders voll, im Rest der Fähre aber schon. Als ich Sandwiches holte, gab es nur noch Salami, beim Eisholen war die Auswahl auf Magnum weiß beschränkt. Immerhin ging der Fähre der Kaffee nicht aus ;-)
Wir versuchten möglichst viel zu schlafen (nicht einfach) und lasen oder hörten Musik. Wie immer dauerte die Rückfahrt gefühlt mindestens doppelt so lang wie die Hinfahrt, aber irgendwann wurde es dann doch dunkel und noch irgendwann später erreichten wir Livorno, vier Stunden später als geplant (was völlig egal ist, wenn man endlich auf dem Festland ist und keine Deadlines mehr hat).
Wir fuhren ohne weitere Komplikationen durch die Nacht nach Hause. In Italien tranken wir zweimal Kaffee, tankten kurz vor der Schweiz einmal und fuhren ab Bellinzona nahezu allein über den San Bernardino nach Chur. So kommt man wirklich zügig voran. Kurz vor 6 waren wir daheim.