Die Nacht war besser als die letzte. Der beste Allgäuer nahm auch den Sommerschlafsack und fror deswegen nicht mehr und wir hatten uns schon etwas an die neuen Matten gewöhnt.
An diesem Tag sollte es weiter gehen. Wir rollten schon beim Aufstehen Matten und Schlafsäcke ein und fingen mit dem Zeltabbau an, während noch das Kaffeewasser heiß wurde. Nach dem Frühstück dauerte es dann auch nicht mehr allzu lang, bis der Kangoo gepackt und abfahrbereit war (wenn alles draußen ist, wundert man sich, wie das Zeug alles wieder ins Auto passen soll und dann geht das doch ganz einfach).
Nachdem wir bezahlt hatten (war nicht ganz einfach, weil die Campingplatz-Lady eine Weile nicht aufzufinden war) navigierte ich wieder nach Karte zum Ausgangspunkt unserer heutigen Bike-Runde. Die hatte ich, weil ich keinen vernünftigen Korsika-Bike-Guide gefunden hatte (der Rother Guide ist ausverkauft und man kann den auch auf Anfrage beim Verlag nicht als Ebook oder PDF kaufen), aus einer Mischung von Internet-Recherche und Karten-Studium gebaut. Durch die Castagniccia radeln hatte mich vor allem in Erinnerung an die beiden Korsika-Radl-Urlaube (1995: kein Link, 1999) angesprochen :-)
Wir fuhren ein Stück die Küste entlang nach Süden und schraubten uns dann wieder auf schmalen kurvigen Straßen die Berge hinauf. Am Startpunkt der Tour fand sich leider kein Schattenplatz für den Kangoo, deswegen bastelten wir aus einer der Rettungsfolien einen Sonnenschutz für die Frontscheibe (das führte dazu, dass wir den Kangoo die ganze Tour über als hell leuchtenden Punkt sehen konnten). Losradeln war dann auch reichlich warm, aber es ging erst mal bergab und dann kam der erhoffte Schatten.
Bis Zuani ging es sehr gemütlich mit vielen Kurven im Schatten auf einer schmalen Teerstraße sanft bergauf. Nach dem Ort bis zu einem ersten Übergang wurde es kurz steiler, dann flachte die Straße wieder ab und es ging weiter auf der Teerstraße gemächlich bergan. Hier dann leider ohne Schatten. Das war eine ganz offizielle Verbindungsstraße, aber wir wurden nur einmal überholt und es kam uns einmal ein Auto entgegen - immer dasselbe. Das war alles sehr nett, mit schöner Aussicht und so, aber leider sehr warm und mit der Zeit etwas langweilig :/
Am nächsten Übergang machten wir im Schatten eines Kastanienbaums (Castagniccia halt :-)) Pause. Nun ging es erst mal bergab und da kam mir die schöne, gemächliche Steigung der Straßen auf der Insel schon gar nicht mehr so besonders nicht-steil vor ;-) Wir wurden aber nicht allzu schnell, denn vor uns fuhr ein Geländewagen (der, der uns schon 3 Mal begegnet war) und fuhr so langsam bergab, dass wir bremsen mussten. Zum Überholen war die Straße zu schmal.
Es dauerte nicht lang bis zur nächsten Abzweigung, da fuhr das Auto nach links, wir mussten nach rechts. Leider stand da ein Schild, dass die Straße gesperrt sei. Wir überlegten kurz, ob wir abbrechen sollten oder noch mehr Abfahrt riskieren sollten, aber mit einem Rad kommt man eigentlich fast überall durch, deswegen fuhren wir weiter und schraubten uns gefühlt bis unter Meeresniveau runter. Ein Grund für die Sperrung erschloss sich uns nicht (naja, diese Straße war noch schlechter beieinander als die letzte). Als wir auf die nächste Straße kamen, ging es noch mal (!!!) runter, dann durften wir endlich auf die Straße einbiegen, die uns wieder hinauf führen würde. Uff! Da ging es dann gleich mal ordentlich zur Sache! Es sind wohl nicht alle Straßen gemächlich.
Die Straße ging bald in eine Betonpiste und später in eine Piste über. Und dann - nach der gefühlt ewig langen Abfahrt erstaunlich - waren wir am höchsten Punkt unserer Runde, der Chapelle Saint Pancrace. Es liefen ein paar Schweine herum, sonst war nichts los. Jetzt endlich ging der mountainbikige Teil der Runde los :-)
Die Piste nach Pianello begann steil und rau, wurde aber schell flacher und gemütlicher. Unten in der großen Ebene cruisten wir gemütlich erst über Wiesen und später über Sandpisten, das war sehr schön. Ich hatte kurz überlegt, ob wir abkürzen sollten, weil ich die Karte falsch gelesen hatte und eine weitere Steigung befürchtete. Der beste Allgäuer meinte aber, so wild könne das nicht sein und hatte Recht: es war überhaupt nicht wild, meine 'Steigung' war die Abfahrt nach Pianello :-)
Wir fuhren also nach Pianello ab und über Zuani (eine kleine Steigung) zurück zum Auto (die nicht ganz so kleine Steigung vom Anfang). Den gesamten Rückweg über trafen wir genau ein Auto (diesmal tatsächlich ein anderes). Nachdem wir die Räder wieder eingeladen hatten, fuhren wir nach Corte und es war ein wenig seltsam, nach der Mountainbiketour nahezu die gesamte Strecke noch mal mit dem Auto abzufahren.
Der Plan war gewesen, in Corte auf einem Campingplatz in Corte zu bleiben, vielleicht noch mal die Burg zu besichtigen und dann irgendwo im Ort etwas zu essen. Aber Corte ist VOLL. So voll, dass wir uns erst im Ort rumstauen mussten und dann am zweiten sehr vollen Campingplatz (den ersten fanden wir gar nicht erst) nur einen Platz ohne Strom irgendwo inmitten vieler Wohnmobile bekommen hätten. Da ging uns sehr schnell die Lust auf Corte und die Burg aus und wir beschlossen, zum Campingplatz Tuani in der Restonica-Schlucht zu fahren. Da wollten wir am nächsten Tag ja eh hin.
Das war die beste Idee überhaupt. Der Platz war zwar auch nicht direkt leer, aber wir fanden einen schönen Platz unter einem Felsen direkt am Bach. Nachdem wir 'eingezogen' waren, gingen wir direkt zum Bach runter und badeten in einer Gumpe. Das war ordentlich kühl, aber sehr, sehr schön :-)
Abendessen gab es in der Campingplatz-Pizzeria. Die Pizza war prima, das Bier war gut und dass wir aus welchen Gründen nicht direkt am Bach sitzen konnten, war auch verschmerzbar. Den Restabend verbrachten wir sehr gemütlich unter unserem Stein :-)