Der Tag begann wolkig und die Aussichten waren nicht gut: Regen und Gewitter allerorten. Wir frühstückten erst mal gemütlich und überlegten dann, wo wir hin sollten. Im Endeffekt entschied dann mein Knöchel, der noch immer sehr empfindlich war, und wir nahmen uns wieder eine kurze Tour vor.
Die Fahrt nach Üçagiz war nicht weit und das Ziel war leicht zu finden, weil die alte Ritterburg von Kaleköy eine weitere Touristen-Attraktion ist (was wir wieder erst feststellten, als wir da waren).
Auf dem Weg zum Hafen wurden wir von einem geschäftstüchtigen Menschen abgefangen, der uns einen Parkplatz an seinem Haus anbot. Das beruhte aber auf einem Missverständnis und unzureichenden Sprachkenntnissen auf allen Seiten. Als sich das auflöste, fuhren wir runter an den Hafen und parkten dort. Das kostet 10 TL, die man beim Wegfahren zahlen muss.
Wir gingen kurz durchs Dorf und spazierten dann auf einer gepflasterten Straße an der Küste entlang. Unser Ziel, die Ritterburg, war schon von Üçagiz aus zu erkennen gewesen und nun liefen wir in einem Bogen darauf zu.
Es war überall wolkig, aber hinter uns war es besonders dunkel. So war es nicht überraschend, dass es bald anfing zu regnen. Vereinzelte große, dicke Tropfen. Wir packten die Rucksäcke ein und holten die Schirme raus. Das war gerade rechtzeitig, denn die großen dicken Tropfen wurden unversehens zu großen Hagelkörnern, die auf den Schirmen ordentlich Krach machten. Das hielt glücklicherweise nicht lang an, dafür fing es an heftig zu regnen. Sehr heftig. So heftig, dass wir bald in Wasser standen und in einem Bach die Straße runter gingen.
Zu dem Zeitpunkt waren wir kurz davor, wieder ans Meer zu kommen. In der Bucht vor uns lagen ein paar Schiffe und es hatte eine kleine Hütte neben der Straße. Wir gingen so schnell wie möglich (was wegen mir natürlich nur mäßig schnell war) darauf zu. Die Hütte war offen (also ein Dach mit halbhohen Wänden) und zweigeteilt. In der linken Hälfte befanden sich schon ein paar Leute, wir gingen deswegen in die rechte Hälfte. Die war leer und es standen 2 Stühle drin.
Und da waren wir dann für eine gute Stunde. Draußen schüttete es, was der Himmel her gab und drin wurde es kühler und kühler. Ich zog bald alles an, was ich dabei hatte (eine Bluse und die Regenjacke) und wickelte meine Beine in das Badetuch. So war es immerhin aushaltbar. Ein paar Mal hatten wir das Gefühl, der Regen ließe endlich nach, aber kurz drauf schüttete es weiter.
Irgendwann ließ der Regen dann aber tatsächlich nach. Wir überlegten, ob wir direkt zurück gehen sollten (der Himmel war noch immer dunkelgrau und es sah nicht so aus als würde es irgendwann schön werden) oder auf das Wetter vertrauen und weiter gehen sollten. Wir gingen weiter, denn ein Tag, der nur aus einer Regenwanderung zu einer Schiffs-Abwrackstation und stundenlangem Abwarten in einer Bauhütte bestanden hätte, wäre echt frustrierend gewesen. Und zur Ritterburg war es nicht mehr weit.
Die Burg liegt auf einem kleinen Hügel und auf dem Weg dorthin muss man am Rand eines Feldes entlang gehen. Der Weg war mit Steinen gepflastert. Wie wichtig diese Steine waren, merkte der beste Allgäuer von Allen, als er einmal zwischen die Steine trat und mit der Sandale prompt in der superfeinen aufgeweichten roten Erde einsank. Er beschrieb die Konsistenz der Erde wie Kaugummi oder Klebstoff.
Wir stiegen den kleinen Hügel Richtung Burg hinauf. Schon von unten hatten wir einen auffälligen Sarkophag sehen können, oben stellten wir dann fest, dass der ganze Hügel mit Sarkophagen quasi gepflastert ist. Die Sarkophage sind alt, die Ritterburg dagegen ist (vergleichsweise, Mittelalter halt) neu, das ist eine seltsame Kombination.
Der Regen hatte inzwischen weitgehend nachgelassen. Es nieselte mal mehr, mal weniger. Wir spannten also immer wieder mal den Schirm auf oder klappten ihn zusammen. Der Nieselregen begleitete uns den Rest des Tages bis zum Auto und hörte dann auf.
Nachdem wir die Sarkophage gebührend besichtigt hatten, gingen wir um den Hügel herum zum Eingang zur Burg und stapften, nachdem wir den Eintritt bezahlt hatten, die ersten beiden Treppen hinauf. Die Stufen waren sehr hoch, das fiel mir mit dem operierten Knie ganz schön schwer.
Wenn man durch den Eingang getreten ist, kann man die ganze Burg überblicken. Sie ist nicht allzu groß, dafür geht sie ziemlich in die Höhe. Es hat kaum (noch?) Gebäude, aber die Burgmauer umfasst fast den ganzen Hügel und geht bis zum höchsten Punkt hinauf. Oben wehte eine türkische Fahne.
In die Felsen des Hügels sind Stufen und Treppen gehauen. Positiv fällt gleich auf, dass auf einem Schild lediglich steht, dass das Betreten der Felsen gefährlich ist. Ausdrücklich verboten ist es nicht. Für die Burg-Besucher hat es aber netterweise auch eine breite Holztreppe mit Geländer zum höchsten Punkt hinauf.
Von oben hat man einen schönen Rundblick über Kaleköy (das Dorf unterhalb der Burg), die Insel Kekova und zurück nach Üçagiz. Außerdem steht da oben eine alte Kanone aus der Kreuzritterzeit.
Nachdem wir wieder in den Burghof abgestiegen waren, schauten wir uns auch da noch um und besichtigten das kleinste Amphitheater in ganz Lykien (vielleicht auch generell), das komplett aus den Felsen des Hügels heraus gearbeitet ist. Von da unten kann man auch gut sehen, dass die Kreuzritter die Burg ganz einfach über viel ältere Strukturen drüber gebaut haben, denn unter der Burgmauer kann man noch gut ein Felsengrab sehen.
Nachdem wir die Burg fertig besichtigt hatten, wollten wir noch zur 'versunkenen Stadt' runter gehen. Die erkennt man daran, dass vor Kaleköy ein Sarkophag im Wasser steht. Man kann wohl unter Wasser auch noch alte Strukturen erkennen.
Der Abstieg ins Dorf war anspruchsvoll, weil die Treppe sehr steil mit recht hohen Stufen war. Kein Wunder, dass da ein paar Leute beim Hinaufsteigen ordentlich schnauften. Nach der steilen Treppe standen wir in einem total verwinkelten kleinen Dorf am genau falschen Ende vom versunkenen Sarkophag.
Der Weg durchs Dorf ist alles andere als offensichtlich und man geht nicht nur einmal durch Hinterhöfe durch oder über anscheinend private Treppen und Wege. 90% des Dorfes scheinen Restaurants oder Cafés zu sein, in die man teilweise hinein gewinkt wird. Aber niemand hielt uns auf und es war dank des Wetters eh nicht viel los.
Dann standen wir wirklich am Ende des Dorfes (danach schien nur noch Macchia zu kommen) vor dem Sarkophag. Das war natürlich nicht wirklich spektakulär ;-) Wir stellten fest, dass wir uns für den Rückweg doch nicht nochmal durchs Dorf würden wursteln müssen, sondern auch da hinten eine Treppe zur Burg hinauf nehmen konnten. Die war allerdings auch steil.
Oben kehrten wir dann am obersten Cafe auf einen Türkischen Kaffee ein, der netterweise in hübsche verzierten Blechdöschen serviert wurde. Danach machten wir uns auf dem Rückweg über die Schiffabwrackbucht und die gepflasterte Straße zurück nach Üçagiz.
Auf dem Weg trafen wir ein paar Leute, vermutlich Wanderer des Lykischen Weges, die neben der Straße zelteten und sich gerade von ihrem Zeltplatz auf die Straße kämpften. Alle hatten große Lehm-Gras-Klumpen aus der klebrigen roten Erde an den Schuhen. Regen ist hier nur was für die ganz harten Camper.
Auf dem Rückweg nach Kaş erlebten wir dann noch einen Ziegenstau, als Herde von 200 oder mehr Ziegen die Straße querte. Das dauerte eine Weile. Vorne war der Hirte, hinten dran 2 Hunde und ein weiterer Hund sperrte auf der anderen Seite die Straße ab. Ein eingespieltes Team.
Zum Abendessen gingen wir nach Kaş und beschlossen den Abend dann auf der Pool-Terrasse im Hotel.