Bei der Phellos-Tour hatte mein Fußgelenk gelitten. Das linke mit dem ehemaligen Bänderriss am un-operierten Bein. Der Knöchel war geschwollen und schmerzte beim Auftreten. Das machte Humpeln schwierig, weil nun links der Knöchel und rechts das Knie schmerzten.
Ich suchte die kürzeste Tour in vernünftig erreichbarer Entfernung aus dem Führer, dabei war die eigentlich gar nicht in meiner engeren Auswahl gewesen. Eine Wanderung auf einem Bohlenweg klang trotz toller und enger Schlucht etwas langweilig. Aber es war halt nicht viel zu laufen und dem Ralle war es eh ziemlich egal, was wir machten, Hauptsache irgendwas.
Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir los. Der beste Allgäuer von Allen fuhr, ich versuchte, dem Navi unser Ziel beizubringen. Das war etwas umständlich, aber nach vielen Versuchen mit verschiedenen Schreibweisen klappt es doch, zumindest auf die Straße nach Saklıkent geführt zu werden. Der Rest war dann einfach.
Autofahren in der Türkei - zumindest da hinten - ist recht gemütlich. Es hat nicht viel Verkehr und die D400, die Hauptstraße, ist gut ausgebaut. Schwierig war, herauszufinden, wann man wie schnell fahren durfte, denn es gab zwar Schilder für Geschwindigkeitsbegrenzungen, aber keine, die die wieder aufhoben. Und die Türken selber fuhren eigentlich mit wenigen Ausnahmen alle zu schnell. Die größte Umstellung war Linksabbiegen. Dazu blinkt man links, fährt aber rechts ran und wartet bis frei ist, um links abzubiegen. Sehr schräg.
Wir kamen ohne Probleme an der Schlucht an. Erst dort wurde es uns klar, dass die Schlucht eine total angesagte Touristen-Attraktion ist, denn plötzlich tauchten im Nichts Restaurants und Parkplätze und Verkaufsstände auf. Wir wurden ziemlich am Anfang von einem geschäftstüchtigen jungen Mann abgefangen, der uns einen umsonstenen Parkplatz an seinem, bzw. dem seiner Familie, Restaurant anbot. Wir nahmen an, erklärten aber, dass wir erst zu Schlucht wollten und später dann kommen würden.
Ausgestattet für eine normale Wanderung (also Rucksack, Kameras, Stöcke, Wanderschuhe) marschierten wir zum Schluchteingang. Wir waren recht früh abgefangen worden und liefen nun an vielen Restaurants - alle mit Wasser drin und drum herum - Gänse- und Enten-Schaaren und Verkaufsständen vorbei. Es war ziemlich leer, aber es war gut zu sehen, dass in der Saison hier die Hölle los war.
Die Straße führte am Schluchteingang vorbei und wir konnten den Bohlenweg in die Schlucht hinein sehen, der auch im Führer abgebildet war. Die glatten steilen und fast endlos hohen der Wände der Schlucht waren beeindruckend. In der Mitte wehte eine riesige türkische Flagge.
Wir gingen über die Brücke und auf der anderen Seite runter zur Kasse. Dort kauften wir ein Zettelchen, gingen durch ein Drehkreuz, wo das gescannt wurde und warfen das Zettelchen auf der anderen Seite in einen Papierkorb. Mir scheint, das müsste sich doch geschickter lösen lassen?
Gleich danach kamen wir auf den Bohlenweg und gingen zwischen sehr hohen Wänden über einen tiefen schnellen Fluss. Über uns wehte die riesige Flagge, das sah schon sehr gut aus :-)
Nur wenige Meter weiter öffneten sich die Steilwände etwas und eine Art Bank am linken Rand des Flusses tat sich auf. Rechts war der tiefe Fluss und von links kamen viele Bäche mit größeren und kleineren Wasserfällen runter gerauscht. Es war sehr laut und sehr idyllisch.
Auf der Flussbank befanden sich unter Bäumen allerlei Buden und es liefen viele Leute herum. Als wir suchend nach dem Weiterweg zwischen den Buden standen, kam einer mit Helm und Klettergurt auf uns zu und meinte, nachdem wir uns auf Englisch geeinigt hatten, dass wir einen Führer bräuchten. Er erklärte auch lang und breit warum, wegen eines Wasserfalls und Klettern irgendwo und weil er sich halt super auskenne.
Wir lehnten ab. Aber in einem hatte er Recht, mit meinen Trekkingschuhen würde ich nicht weit kommen (und wenn wir den Führer genauer gelesen hätten, hätten wir das auch gewusst). Die Wanderung durch die Schlucht verlief nämlich im Wasser und nicht auf einem Bohlenweg. Der führte nur bis auf die Flussbank.
Glücklicherweise war alles vorhanden, was ignorante Touris brauchen und so konnte ich mir Gummischuhe ausleihen. Ich hatte kurz drüber nachgedacht, barfuß weiter zu gehen, aber das wäre sicherlich irgendwann irgendwo schief gegangen.
Und dann ging es los. Am anderen Ende der Flussbank kam ein wirklich reißender Fluss mit viel sauberem Wasser von links in die Schlucht geschossen, weiter vorn ging die Schluchtwanderung zwischen den steilen Wänden in einem sehr sandigen aber gemächlich fließenden Bach weiter.
Wir stiegen ins Schluchtbett ab (ohne Stöcke, das war unangenehm, ich hatte Angst, auszurutschen) und querten den klaren schnellen Fluss. Der hatte wirklich ordentlich Strömung, deswegen war es gar nicht unangenehm, dass ein Seil gespannt war, an dem man sich entlang hangeln konnte. Wir kamen beide, also auch ich mit meiner unsicheren Humpelei, ohne reinzufallen drüben an.
Anfangs ist die Schlucht noch relativ breit. Die Wände sind zwar senkrecht und fast unfassbar hoch, aber es kommt sogar etwas Sonne rein. Man kann rechts des Baches und links des Baches laufen und wo man queren muss, ist der Bach nicht allzu tief.
Das ändert sich, je weiter man in die Schlucht hinein läuft. Die Wände rücken näher, es wird düsterer und man muss immer öfter im Bach laufen. Nach einer relativ kurzen Strecke ist die Schlucht so schmal, dass man oben nicht mehr hinaus schauen kann. Das braucht man auch gar nicht, denn drin ist es total interessant.
Der Bach war milchig, voll mit feinstem Sand. Der Sand sammelte sich rechts und links des Baches in Sandbänken, die teilweise der pure Matsch waren, weil der Sand so fein war. Im Bach selbst lief man auf Kies und Steinen, die man aber nicht sehen konnte, weil das Wasser so trüb war.
Das Laufen war deswegen für das operierte Knie recht anspruchsvoll (ich wollte auf keinen Fall ausrutschen oder irgendwo dagegen laufen oder es sonst irgendwie belasten), dafür gefiel es dem linken Knöchel sehr, ständig gekühlt zu werden.
Je tiefer wir in die Schlucht vor drangen, umso schneller und tiefer wurde der Bach. Bald mussten wir die Kameras anheben, damit die nicht nass wurden. Anfangs zog ich auch meine Hosenbeine hoch, wenn es tiefer wurde, aber das war bald egal, weil uns das Wasser an einem schmalen Durchlass bis zum Schritt reichte.
Dann kam von der Seite ein Wasserfall rein. So langsam verstanden wir, warum man uns vorn an der Sandbank so seltsam angeschaut hatte. Wir packten die Rucksäcke in die Regenhüllen und wickelten auch die Kameras in ihre Regenhüllen ein. So schnell wollten wir nicht aufgeben.
Der Ralle sauste als erster so nah am Fels wie möglich unter dem Wasserfall durch. Das sah gar nicht so schlimm aus, aber ich konnte ja nicht ‚sausen‘. Ich ging also möglichst schnellen aber doch vorsichtigen Schrittes unter dem Wasserfall durch. Obwohl ich mich sehr beeilte, dauert das halt doch etwas und Wasser rann zwischen Rucksack und Rücken bis zum Hintern durch. Brrrrrrrr! Wir waren froh, dass es 'draußen' um die 30 Grad hatte, es wäre sonst doch recht frisch geworden.
Inzwischen war die Schlucht so eng und dunkel, dass die Kameras Probleme hatten, Bilder zu machen. Man konnte zwar nicht beide Schluchtseiten gleichzeitig anfassen, aber nur noch ein paar Meter nach oben schauen, weil die Wände so gewunden ausgewaschen waren. Es war echt toll!
Und dann kamen wir an den Wasserfall, an dem man im Wasser eine mittelhohe Stufe hätte hinauf klettern müssen. Ich brauchte nur einen Blick um zu sehen, dass man da sicherlich relativ einfach hoch käme, aber beim Abklettern wohl würde abspringen müssen. Das ging nicht, schon gar nicht mit den komischen Gummischuhen.
Wir drehten also um. Der Rückweg war weniger schwierig als ich befürchtet hatte (nun gingen ja alle Schritte 'bergab' und man sah ja nicht wo man hintreten musste. Ich ging überaus vorsichtig und rutschte kein einziges Mal aus :-)
Am Wasserfall ging ich zuerst und zog mir diesmal den Rucksackregenschutz bis über den Kopf. Das klappte prima: kein neues Wasser am Rücken.
Zu unserem Erstaunen kamen uns jetzt Unmengen Menschen entgegen. Anscheinend waren wir früh genug dran gewesen, um weitgehend allein in der Schlucht rumlaufen zu können. In der Saison zieht sich hier vermutlich eine lange Schlange durch.
Vorn holte ich meine Schuhe ab und dann gingen wir zu dem Restaurant, wo das Auto stand. Das war wirklich nett. In der Mitte war ein großes Becken durch das Wasser mit ordentlich Strömung floss (ein paar Gänse ließen sich immer wieder treiben) und rundherum waren entweder normale Tische und Bänke oder niedrige Tische mit Sitzkissen angeordnet.
Eigentlich hatten wir ja nur eine Kleinigkeit essen wollen, aber auf der Speisekarte fanden sich Forellen. Und da kann man ja nicht viel machen, als jeder eine essen. Dazu gab es Salat und Brot. Das Essen war ausgezeichnet.
Zurück am Hotel gingen wir direkt an den Hotelstrand. Leider waren inzwischen Wolken aufgezogen und es wehte ein leichter Wind, deswegen wurde es schnell ungemütlich.
Zum Abendessen gingen wir nach Kaş rein und aßen in einem anderen Restaurant am großen Platz. Das Essen war ähnlich und auch gut, Salat, Knoblauchbrot, Fleischspieße und Beilagen. Danach tranken wir wie immer ein Bier auf der Pool-Terrasse und bekamen salzige Erdnüsse dazu. Es war sehr gemütlich.