Wir trafen uns relativ früh zum Frühstück, da die lange Fahrt nach Chivay anstand. Als wir uns danach in der Lobby trafen, wartete da ein junger Mann mit Käppi, die langen Locken in einem lässigen Man-Bun hochgesteckt, einen vollgepackten Bergrucksack neben sich. Das war Renzzo, der erste unserer Bergführer, den wir mit nach Chivay nehmen würden.
An sich waren keine 'richtigen' Unterbrechungen der Fahrt für Besichtigungen oder was auch immer geplant, aber Richie meinte, wir sollten halt 'Stopp' schreien, wenn wir mal anhalten wollten und hier und da würde es schon was zu sehen geben. Der erste Foto-Stopp erfolgte dann beinahe direkt nach dem Losfahren, denn wir hielten an der Straße über Puno, von wo man einen schönen Blick über die Stadt und die Lagune hat.
Der nächste Stopp war dann an dem großen Stausee, der Arequipa mit Wasser versorgt. Wir hielten zunächst an der Straße, weil sich im letzten Ausläufer des Sees ein paar Flamingos aufhielten und fuhren dann zum Aussichtspunkt über dem See, wo die üblichen Händler ihre Stände aufgebaut hatten. Vor einem Stand kniete ein junges Vicuña und ließ sich scheinbar ungerührt streicheln. Ich bin sicher, es war gefesselt und bewegte sich deswegen nicht und es tat mir wirklich leid, aber ich streichelte es auch (ooooh, soooo weich!).
Als nächstes hielten wir auf der Hochebene über Arequipa, wo die Straße nach Chivay abzweigt. Von dort hat man einen großartigen Blick auf Chachani und Misti, die beiden Vulkane, die über Arequipa thronen. Der Chachani stand ja auch auf unserem Programm und Richie erklärte wo früher der Aufstieg gewesen war (aufgrund des abgeschmolzenen Eises ist die Route nun extrem Steinschlag-gefährdet und wird nicht mehr begangen) und wo wir hochsteigen würden.
Wir zweigten auf die Straße nach Chivay ab und der Verkehr ließ signifikant nach. Vorher waren immer mehr schwer beladene Laster von verschiedenen Minen auf die Straße nach Arequipa eingebogen (und Armando, unser Fahrer, überholte die in teilweise haarsträubenden Manövern), hier hatte es nur noch Touristenverkehr und davon nicht viel. Wir fuhren bis zum höchsten Pass des Tages auf 4850 Meter und hielten dort an.
Der Platz nennt sich 'Mirador de los Andes' und man kann von dort alle Vulkane von Süd-Peru sehen. Es hat einen gemauerten Aussichtspunkt, an dessen Rand alle Vulkane mit Steinplatten markiert sind. Ampato, Sabancaya und Hualca Hualca erkannten wir sofort (war recht einfach, der Sabancaya spuckte nämlich beeindruckende dunkle Wolken). Auf Chachani und Misti kamen wir auch schnell, bei den anderen war es schon gut, dass es da die Schilder hatte, zumal einige Vulkane wirklich weit weg und deswegen nur schwer zu erkennen sind.
Für mich interessant war auch, dass direkt gegenüber der Chucura liegt, der abgelehnte Ersatzberg. Naja, optisch schon ganz nett, aber halt grad mal 5200-und-ein-bisserl-was.
Natürlich hatte es hier, wo so viele Touristen anhalten und aussteigen, auch die allgegenwärtigen Verkaufsstände. Ralle entdeckte eine schöne Strickjacke aus Alpaka-Mischwolle und kaufte sie. Danach war er tagelang begeistert (und ist es noch), wie warm und weich die Jacke ist :-)
Wir fuhren runter nach Chivay (knapp 2000 Höhenmeter am Stück, die Armando in schwindelerregendem Tempo zurücklegte), und kehrten in einem Restaurant ein, das auch 'Peruanisches Buffet' anbot. Dieses Buffet war aber deutlich an die Geschmacksnerven der Touristen angepasst :-) Alles was ich probierte, war ausgezeichnet und Koriander war auch nirgends drin, weder offensichtlich noch versteckt.
Wie es sich für ein ordentliches Touri-Restaurant gehört, gab es auch hier musikalische Unterhaltung. Das war ein einzelner Musikant, der sowohl Gitarre als auch Panflöte spielte und er klang nicht schlecht. Wir wollten ja eh nochmal Musik kaufen und so kauften wir ihm eine CD ab, als er seine Verkaufsrunde machte. Zum Dank brauchte er dann ein Ständchen nur für uns :-)
Das Restaurant erwies sich dann als Teil des Hotel Urinsaya, in dem wir übernachteten. Wir bekamen unsere Zimmer (unseres war jämmerlich klein) und Pack-Anweisungen für den nächsten Tag, denn da stand der Anstieg ins Hualca Hualca Highcamp an. Die Zelte, die Küche, das Essen und all das würde vom Team mit Eseln ins Highcamp gebracht werden. Wir durften unsere Schlafsäcke und Matten und sogar das Hochtourenzeug und die Expeditionsstiefel auch auf die Esel laden und wir sollten das alles in den Seesack packen.
Stimmt, Diamir hatte uns mit den Reise-Unterlagen auch einen Seesack geschickt, aber wir hatten ja unsere wasserdichten Ortliebs und hatten die Seesäcke deswegen gar nicht erst mitgenommen. Ein Fehler offensichtlich. Richie fand das aber gar nicht problematisch und meinte, wir würden halt abends noch eine Plastikplanen-Tasche kaufen gehen.
Nach dem Packen trafen wir uns in der Lobby und marschierten zu den heißen Quellen. Wir hatten zwar Handtücher dabei, aber nach den letzten Erfahrungen mit schwefeligem Wasser (der Geruch geht erst nach 30 bis 50 Wäschen raus) zogen wir es vor, auf Hotel-Handtücher zurückzugreifen :-)
Wir liefen eine knappe halbe Stunde den Fluss neben Chivay hinauf und kamen dann an eine Art Freibad. Ich war ein wenig enttäuscht, denn die heißen Quellen hatte ich mir deutlich rustikaler vorgestellt ;-) So eine Art aus Lavasteinen gemauerter Pool oder so. Angesichts der Mengen Menschen die da baden, ist ein 'richtiges' Bad aber sicherlich schlauer.
Der Eintritt betrug 15 Soles. Dafür bekamen wir einen Schlüssel zu einem Schließfach und durften in den Pool. Richie und Renzzo meinten, das Wasser sei 30 Grad warm, aber das bezweifle ich sehr. Das Wasser - weniger schwefelig als befürchtet, aber doch mit deutlichem Geruch - war ganz sicher heißer als 30 Grad, ich würde eher um die 40 Grad schätzen. Beim Reingehen war es erst mal total super, in so heißes Wasser zu kommen, aber nach einer Weile wurde die Hitze extrem anstrengend. Ich hatte das Gefühl zu überzukochen und saß bald mit dem Oberkörper in der kalten Luft (Chivay liegt auf 3400m und es war später Nachmittag, die Luft hatte vielleicht 5 Grad) und mit den Beinen im Wasser am Rand des Beckens.
Es gab auch eine Bar und der junge Mann dahinter bediente die badenden Gäste. Es dauerte nicht lang, dann hatten die Steirer Buam alle ein Bier in der Hand ;-)
Der Reihe nach wurde es uns allen zu heiß und wir gingen raus. Es gab warme Duschen, aber aus denen kam auch schwefeliges Wasser. Immerhin taugte dieses Wasser dazu, die Staub- und Blätterschicht, die im Pool schwamm, abzuduschen. Für den Rückweg holte uns glücklicherweise der Bus ab. Nach dem heißen Bad zurück laufen zu müssen, wäre mir ganz entschieden schwer gefallen.
Zum Abendessen gingen wir in eine Pizzeria am Hauptplatz von Chivay, etwa 300 Meter (durch stockdunkle Gassen) vom Hotel entfernt. Vorher kauften wir aber im Händlermarkt mit Richies Unterstützung noch 2 große Planentaschen und Cola und Bier zum Mitnehmen auf den Berg. Dann Essen, Zurücklaufen, Fertigpacken, Bett.