EngelChronik 2017 - Peru & Bolivien

Fahrt nach Puno mit Abstecher nach Sillustani

16.09.2017

Übernachtung: Hotel Plaza Mayor, Puno, 3840m

Schlafen hatte leider nur so halb gerichtet, was hätte gerichtet werden sollen - mein Verdauungstrakt fühlte sich noch immer komisch an. Inzwischen aber weiter unten, deswegen konnte ich trotzdem mit einigermaßen Appetit frühstücken.

Nach dem Frühstück ging es mit vollem Gepäck bis zu Straße, wo uns unser neuer Bus - ein größerer als bisher - erwartete. Allerdings hatte er auf der falschen Straßenseite angehalten, so dass wir nicht einsteigen konnten und musste deswegen nochmal eine Runde um den Block drehen, was in Cusco keine einfache Sache ist und eine Viertelstunde dauerte. Dann fuhren wir los, den langen Weg bis nach Puno.

Die Straße folgt dem Rio Vilcanota (der weiter abwärts irgendwann zum Rio Urubamba wird) flussaufwärts und geht durch ein weites flaches Tal immer weiter hinauf, bis wir schließlich am Pass Abra La Raya auf 4313m ankamen. Dort ist eine Art Touri-Stopp mit den allgegenwärtigen Verkäufern und einem ziemlich ekligen Klo. Ich war froh, dass es im Bus eine Flasche Desinfektionsmittel gab.

Am Pass Abra La Raya
Am Pass Abra La Raya

Als nächstes hielten wir an ein paar Häusern und einer Tankstelle mitten im Nirgendwo auf der Hochebene des Altiplano, wo auch ein kleiner Laden mit einem Tisch und Stühlen vorn draußen war. Dort gab es ein Lunchpaket (paniertes Schnitzel und Pommes, von Lizzie zubereitet) und wir kauften der Wirtin ein paar Bier und Cola ab. Windgeschützt in der Sonne war es da richtiggehend gemütlich.

Mittagspause
Mittagspause

Richie kaufte bei der Wirtin auch ein sehr typisches peruanisches Gericht: Schaf und Kartoffeln, niedrigtemperaturgegart in einem Erdofen und in vielen Tüchern und Papier warmgehalten. Alle probierten, ich verzichtete wegen Magen noch nicht so toll. Gelegentlich hielt ein Auto an der Straße. Dann sauste die Wirtin hin, sauste zum Schaf-Warmhalter zurück und brachte ein Probiererle ans Auto, sauste wieder zurück und brachte die bestellten Portionen ans Auto und kassierte. Von den Autofahrern stieg niemand aus, das schien aber auch nicht erwartet zu werden.

Wir fuhren weiter und kamen in eine unglaublich volle, hektische und maßlos dreckige Stadt, Juliaca. Letzteres hatte vor allem damit zu tun, dass die Hauptstraße durch die Stadt nicht geteert oder gepflastert war (wegen eines Umbaus mit Baustopp vor ein paar Jahren, wenn ich das richtig in Erinnerung habe) und es kurz vorher geregnet haben musste. Die Straße war ein einziges Schlammloch.

Nicht viel später lasen wir an einer Abzweigung der Hauptstraße unseren nächsten Guide auf und fuhren nach Sillustani. Das ist eine Vor-Inka Kultstätte der Aymara, wo deren Verstorbene begraben und geehrt wurden. Unser Guide erzählte uns einiges darüber, wie die Mumien der Elite und der normalen Leute behandelt und bestattet wurden, aber so richtig viel ist nicht hängen geblieben.

An der Lagune von Sillustani
An der Lagune von Sillustani
Wir bekommen die Begräbnistürme erklärt
Wir bekommen die Begräbnistürme erklärt

Der Adel wurde jedenfalls in den Türmen bestattet und die wurden von den Spaniern weitgehend zerstört, um das Gold und sonstige Edelmetall zu rauben. Deswegen stehen dort nur zerstörte Türme und weil es aus der Prä-Inka-Zeit auch nicht viele Aufzeichnungen gibt, fehlt den Peruanern (und überhaupt den Südamerikanern) ein guter Teil ihrer Geschichte. Die Mumien der 'kleinen Leute' wurden in runden Erdlöchern bestattet, die man nur schwer von oben erkennen kann. Wir liefen über einige davon, die uns der Guide alle zeigte.

Der "Eidechsenturm"
Der "Eidechsenturm"

Am Ende unserer Runde trafen wir auf eine Indígena-Frau mit 2 kleinen Kindern und einem entzückenden Baby-Vicuña namens 'Johann' (den Franz freute das ungemein, weil sein Schwager so heißt), die sich gegen ein paar Soles fotografieren ließ. Wir durften auch das Vicuna-Baby streicheln, das intensiv damit beschäftigt war, an den Fingern der Frau zu saugen. Das Baby-Fell war sooooo weich, man (ich :-)) hätte das Kleine umgehend einpacken und weiterstreicheln wollen.

Familie mit Johann, dem Baby-Vicuna
Familie mit Johann, dem Baby-Vicuna
Guanako-Portrait
Guanako-Portrait
Alpaka-Portrait
Alpaka-Portrait

Danach fuhren wir weiter nach Puno am Titicacasee, wo wir an unserem Hotel mitten in der Stadt abgesetzt wurden. Wir bekamen ein wenig Zeit zum Auspacken und Duschen und trafen uns dann alle im Foyer um gemeinsam zum Abendessen zu gehen. Richie meinte, in Puno müsse man Forelle essen und zwar in einem Einheimischen-Restaurant, wo man für wenig Geld ganze Forellen bekäme und nicht wie in den Touri-Restaurants für teuer Geld nur halbe Forellen.

Ich hatte zwar noch immer keinen rechten Appetit, aber für Forelle bin ich immer zu haben und irgendwann muss man ja wieder mit Essen anfangen. Wir gingen um ein paar Ecken und landeten in einem kleinen Restaurant, in dem wir auf der Balustrade zwei Tische besetzten. Es gab Pizza und Forellen in vielen verschiedenen Ausführungen. Ralle und ich nahmen beide die Forelle vom Grill mit Pommes.

Das Essen kam und es sah super aus, roch und schmeckte Klasse. Ich aß vorsichtig in kleinen Bissen und alles schien gut. Dann wurde mir innerhalb von einer Minute speiübel. Ich konnte grad noch aufstehen, meine Jacke nehmen und die steile Treppe runter stürzen, da kam dann alles schon retour. Ich schaffte es gerade so mit vollen Backen bis vor die Tür und verzierte dann den schmalen Bürgersteig mit etwas, was in München zu dieser Jahreszeit gern liebevoll 'Wiesnpizza' genannt wird.

Ralle und Richie waren mir besorgt hinterher gelaufen, aber viel kann man in so einer Situation nicht machen und helfen schon gleich gar nicht. Ich wollte nur noch zurück ins Hotel (Richie begleitete uns vorsichthalber, damit wir uns nicht auch noch verliefen), wo mich dann alles, was ich die letzten beiden Tage gegessen hatte, auf dem einen oder anderen Weg verließ. Danach fühlte ich mich deutlich besser und schlief.

Bilder:
Am Pass Abra La Raya   Mittagspause   An der Lagune von Sillustani   Wir bekommen die Begräbnistürme erklärt   Der "Eidechsenturm"   Familie mit Johann, dem Baby-Vicuna   Guanako-Portrait   Alpaka-Portrait  

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