Die Campingplatz-Betreiber hatten für sieben Uhr frisches Baguette und Croissants versprochen. Wir standen kurz vorher auf und richteten das Frühstück her. Während der beste Allgäuer von Allen Kaffee in der extra zu diesem Zweck beschafften Kaffeepress-Kanne kochte (ein bisserl Luxus darf ja durchaus sein), spazierte ich um Punkt Sieben zur Bar hinab. Ich bekam ein Baguette und 2 Croissants in die Hand gedrückt (in Tüten), die noch zu heiß waren, um sie anzufassen. Frischer geht es wirklich nicht. Zurück beim Kangoo hatten die Backwaren dann die genau richtige Temperatur fürs Frühstück :-)
Nach einem sehr gemütlichem Frühstück im Halbschatten (wo es gerade so angenehm temperiert war), packten wir zusammen und fuhren hinauf zum Bocca di Croce, wo wir den Kangoo auf dem großen Wanderparkplatz abstellten. Leider in der Sonne. Es war erstaunlich viel los für die technische schwierige und schwer zu findende Tour auf den Monte Senino, fand ich, bis mir einfiel, dass man von hier auch nach Girolata laufen kann. Der Betrieb ließ auch umgehend nach, als wir auf der Forststraße in die genau entgegengesetzte Richtung gingen.
Dem Track auf dem GPS folgend war es einfach, nach knapp 20 Minuten die Abzweigung von der heißen sonnigen Forststraße zu finden. Wir gelangen in Heidewald und die Temperaturen normalisierten sich. Der nette schmale Pfad, dem wir folgten, steilte bald auf und wurde wie in der Beschreibung versprochen etwas kraxelig. Immer wieder öffneten sich großartige Tiefblicke in die Bucht von Girolata. Tiefblaues Meer, leuchtend rote Felsen (besonders die am linken Ende des gegenüberliegenden Ausläufers), darüber verschieden grüne Macchia und blauer Himmel. Jeder neue Ausblick veranlasste uns zu neuen Fotos (die Bucht von Girolata dürfte das bestdokumentierte Stück Landschaft unseres Urlaubs sein).
Schließlich kamen wir an die Punta Castellacciu. Weit entfernt sahen wir den Monte Senino, von uns getrennt durch einen langen Grat mit ein paar beeindruckenden Felstürmen. Das irritierte mich. War im Führer nicht irgendwas von einer Gesamtzeit von 2 1/2 Stunden für den Monte Senino gestanden? Wir hatten mit den vielen Ausblicken und Fotos schon locker 1 1/2 davon verbraten. Man sollte Führer genau lesen: Die Zeitangabe galt für die Punta Castellacciu. Der Übergang zum Monte Senino war mit 1 Stunde einfach angegeben.
Wir wollten natürlich hinüber zum Monte Senino, denn der interessanteste Teil des Weges war laut Beschreibung der Übergang. Zunächst muss man ein Stück in steilem lichten Buschwald absteigen und dann über die großen Blöcke eines zerbrochenen Felsturms weiter absteigen. Es folgt eine Querung über schräge Platten und man steigt wieder Richtung Grat auf. Zwischendrin darf man sehr nett durch eine tiefe Felsspalte krabbeln und am oberen Ende hinaus klettern. Kurz vor dem Monte Senino muss man noch mal ein ganzes Stück zu einer Felsnadel absteigen und dann recht mühsam durch reichlich lockeres Geröll zum Gipfel steigen. Alles sehr schön und sehr anregend. Der Weg ist mit vielen Steinmännchen markiert, man muss aber dennoch aufpassen, ihn nicht zu verlieren.
Vom Gipfel des Monte Senino hat man einen großartigen Blick über die Buchten von Porto und von Girolata. Weit hinten im Inselinneren konnten wir hohe und steile Berge, teilweise von Schneefeldern bedeckt, sehen. Wir machten eine kurze und heiße Pause (kein Schatten am Gipfel), dann machten wir uns auf den Rückweg. Wegen meiner Fehlinterpretation der Führerangaben und weil wir noch nicht so Recht auf Hitze eingestellt waren, hatten wir jeder nur einen einzigen Liter zu trinken dabei. Wir hatten schon an der Punta Castellacciu zu sparen begonnen, inzwischen waren wir beide ziemlich durstig und hatten trotzdem kaum noch Flüssigkeit in den Flaschen. Bei der Pause auf dem Rückweg zur Punta Castellacciu wagten wir nur noch ein winziges Schlückchen zu nehmen. Die letzten Meter hinauf zur Punta waren dann wirklich anstrengend, wir hatten das Gefühl, die Zunge klebe uns am Gaumen.
Im Abstieg gab es noch ein letztes Päuschen, danach hielten wir uns den Durst mit Phantasien darüber, was wir am Kiosk am Bocca di Croce alles trinken wollten, vom Leib. Wasser vor allem. Kühles Wasser. Literweise.
Leider kamen wir kurz nach einem Touri-Bus an den Kiosk, aus dem Unmengen ältere Leute quollen, die alle erst mal den Kiosk blockierten. Resigniert stellte ich mich ans Ende des Pulks. Glücklicherweise schauten die Leute fast alle nur zu, wie zwei von ihnen ein paar Postkarten kauften. So konnte ich recht bald mit eiskaltem Wasser (das es leider nur in teuren 0,5-Liter Fläschchen gab) und Coke und Orangina zu dem Tisch im Schatten zurückkehren, an dem sich der Beste Allgäuer von Allen gesetzt hatte. Das Wasser war köstlich!
Nachdem wir etwas abgekühlt waren und zumindest ein wenig Flüssigkeit nachgefüllt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Porto ((immer noch die kleine schmale gewundene Küstenstraße, die weder Überholen noch Gegenverkehr allzu gut verträgt)), wo wir am Camping Municipal eincheckten. Das ist ein recht einfacher Platz, der aber schön leer war und unseren Ansprüchen genügte. Leider konnten wir da keinen Campingstrom-Adapter ausleihen, so das die Kühlbox ungekühlt bleiben musste. Der Vorteil gegenüber den anderen Campingplätzen in Porto: Strand und Zentrum von Porto sind gut zu Fuß erreichbar.
Wir spazierten auch als allererstes zum Stand. Zunächst um nochmal Flüssigkeit an einer Strandbar nachzufüllen und dann um eben am Strand zu sein. Auch der Strand von Porto hat Kies, mal größere, mal kleinere Steinchen. Das Wasser war noch fantastischer als am Strand von Gradelle.
Zum Abendessen gingen wir aus Nostalgiegründen mehr oder weniger direkt ins 'Soleil Couchant', das es noch immer so gut wie unverändert gibt. Wir bekamen nach eine Weile sogar einen Platz an der Meerseite der Terrasse (indem wir uns einfach umsetzten, als jemand ging) und konnten der Sonne zusehen, wie sie sich neben dem Monte Senino im Meer schlafen legte. Schön :-) (Das Essen war leider nicht mehr ganz so ausgezeichnet wie früher, fanden wir, schmeckte aber immer noch gut.)