EngelChronik 2014 - Korsika

Komplizierter Start

07./08.06.2014

Wenn man auf die Insel will, muss zunächst die (laaaange) Anfahrt und die Überfahrt bewältigt werden. Wir hatten uns für eine Fähre am Sonntag in der Früh entschieden, weil die einerseits recht günstig war und weil man dann Nachts fahren kann. Das ist zwar recht anstrengend, aber dafür umgeht man alle Staus (und Milano ist auch navigierbarer), was ja eine nicht zu unterschätzende Erleichterung ist.

Wir gönnten uns also um sieben Abends noch ein feines Pizza (Frutti die Mare zur Einstimmung auf das Meer) und machten uns dann mit ordentlich Coke in der Auto-Kühlbox auf dem Weg. Ziemlich genau anderthalb Minuten nach dem Losfahren gab es einen kleinen Knall, dann war das Navi aus und die Kühlbox kühlte nicht mehr. Boah, was für ein Anfang!

Wir vermuteten eine defekte Sicherung und legten am Ortsausgang von Kempten an einer Tankstelle den ersten technischen Stopp ein. Diverse Sicherungen und ein paar Minuten später war dann klar: Den Sicherungen ging es gut, der Zigarettenanzünder-Stromverteiler war durchgebrannt (natürlich hatten wir Navi und Kühlbox vorher parallel getestet). Mistteil! Das kommt davon. wenn man Billigkram im Internet kauft.

Nun denn, dann würde die Kühlbox halt unter der Fahrt nicht kühlen. Schlimmer war, dass wir beim Sicherungen-Checken auch die Radio-Sicherung erwischt hatten und dieses billige Renault-Radio verlangte nun einen 4-stelligen Code (So ein Quark, wer klaut denn ein Renaul-Radio?). Während ich fuhr, durchforstete der beste Allgäuer von Allen sämtliche Renault-Unterlagen nach diesem Code. Nach diversen Fehlversuchen (wie man diesen Code eingeben muss, ist nämlich nirgends beschrieben) mussten wir feststellen, dass die einzige nach Radio-Code aussehende Zahlenkombination falsch war. Zudem verdoppelt das blöde Radio nach jeder Fehleingabe die Wartezeit, so dass wir schon bei über 10 Minuten Warten waren, bis wir den Nicht-Code als eindeutig falsch identifizieren konnten.

Wir wechselten und der beste Allgäuer von Allen ließ sich durch Bregenz navigieren (für ein volles 10-Tage-Pickerl nur wegen des Pfändertunnels sind wir dann doch zu sehr Allgäuer/Schwaben), während ich versuchte per Smartphone noch schnell eine Lösung für das Radio-Problem zu finden. Wie nicht anders zu erwarten, zickte die Datenverbindung und brach, während wir uns durch Bregenz stauten (das Pickerl wäre doch eine gute Idee gewesen), vollends zusammen.

Passend dazu stellen wir fest, dass die Klimaanlage des Kangoo irgendwann zwischen letztem Sommer und dem Anreisetag den Geist aufgegeben hatte und die Kühlung verweigerte. Was selbst in den Abendstunden des Pfingstsamstags in Bregenz eine rechte Herausforderung war.

Wir fuhren also ohne Kühlung, ohne kühlende Kühlbox und ohne musikalische Unterstützung nach Nizza.

In Milano wären wir mal wieder beinahe falsch gefahren, kurz drauf gab es bei einem völlig überfüllten Autogrill (Nachts um halb zwei) zwei ausgezeichnete Cappuccino. Ich fuhr den Rest der Strecke und fand den Teil zwischen Genua und Nizza, wo Tunnel auf Brücke auf Tunnel auf Brücke folgen, so anstrengend wie immer. Um vier Uhr kamen wir in Nizza an und wurstelten uns durch die enge Altstadt zum Hafen. Wir hätten eigentlich im Wartebereich der Fähre dann schlafen wollen, aber dort ist Nachts (Neuerdings! Vor knapp 20 Jahren durfte man da noch rein ;-)) dicht. Man darf erst um 5:30h rein. Naturgemäß sind Parkplätze am Hafen in Nizza rar, wir fanden dann aber doch um halb fünf einen in relativer Nähe.

Statt wie ursprünglich geplant, die Plattform im Kangoo aufzubauen und 3-4 Stunden durchzuschlafen, schliefen wir mehr schlecht als recht anderthalb Stunden auf den Vordersitzen und fuhren dann aufs Fährgelände, wo es (endlich!) ein Klo hatte. Bis wir den Kangoo dann auf der Fähre abstellen konnten, verging nur mehr eine knappe Stunde. Wir waren aufgrund eines Missverständnisses eines der Einweiser unter den Ersten, die auf die Fähre durften und mussten den Kangoo extrem eng weit vorn einparken. Immerhin waren wir unter den ersten auf dem Deck mit der Bar und konnten uns zwei Liegestühle sichern, auf denen wir umgehend einschliefen, sobald die Fähre losgefahren war.

Der erste Teil der 6 Stunden Überfahrt war noch relativ kühl (wir waren froh im Durcheinander des Einparkens und aus dem Kangoo-Wurstelns an die Jacken gedacht zu haben), später wurde es angenehm warm. Es wurde sogar der Pool eingelassen und ein paar Kinder vergnügten sich darin. Wir begnügten uns aber damit, uns mit angemessenen Mengen Sonnencreme bedeckt in die Sonne zu legen. Es war sehr angenehm.

Kurz vor Calvi, als die Fähre langsam langsamer wurde, wurde uns aber bewusst, dass die angenehmen Temperaturen auf der Fähre vor allem dem Fahrtwind zu verdanken waren. Denn auch auf Korsika hatte die heiße afrikanische Luft alles im Griff. Nach den letzten Bicken auf den Hafen von Calvi, schwitzen wir auf dem Weg aufs Parkdeck, schwitzten, während wir darauf warten, dass all die Riesen-Wohnmobile, Riesen-Wohnwagen, der eine LKW und die vielen Camper unter uns aus der Fähre fuhren und schwitzten, während wir uns aus der Fähre raus in den Hafen von Calvi stauten. Die Klimaanlage wäre schon ganz nett gewesen.

Auf dem Weg aus Calvi raus, wo wir bald auf die Küstenstraße nach Porto abbogen, wurde es durch den Fahrtwind aber bald angenehmer. Kurz hinter Calvi hielten wir erst mal an, atmeten tief durch, um das würzige Aroma der Macchia zu genießen und betrachten die grüne-bunte Macchia über den rötlich-weißen Felsen, an die das tiefblaue und türkisfarbene Meer mit weißer Gischt anbrandete. Was für ein kitschiger Anblick. Wie wunderbar!

Die schmale gewundene Straße entlang der Küste von Calvi nach Galeria, die ich aus sentimentalen Gründen der (etwas direkteren Verbindung über einen Bergrücken im Inneren der Insel) vorgezogen hatte - immerhin waren wir da vor 20 und vor 15 Jahren mal mit den Rädern unterwegs gewesen - war noch schmaler und gewundener und vor allem schlechter, als ich in Erinnerung hatte. In allen Farben geflickter Teer und teilweise recht ansehnliche Schlaglöscher wechselten sich ab. Wenn einem ein Fahrzeug entgegen kam, blieb nicht viel als so weit in die Macchia auszuweichen, dass das Auto von den Pflanzen regelrecht geprügelt wurde. Trotzdem: Klasse Gegend, super Ausblicke, wunderbare Gerüche. Und heiß. Bald klebten wir fast in den Sitzen.

Die Küstenstraße von Galeria nach Porto ist ein wenig besser als die von Calvi nach Galeria, etwas breiter und weniger Schlaglöcher vor Allem, man kommt etwas besser voran. Trotzdem dauert es noch eine gute halbe Stunde, bis wir schließlich bei Osani zum Strand abbiegen konnten, um auf den ersten unserer Campingplätze zu kommen. 'E Gratelle' ist klein und steil am Hang angelegt und sehr sehr nett. Das gilt sowohl für den Platz selber als auch für die Betreiber. Große Empfehlung!

Obwohl das Restaurant des Platzes noch nicht geöffnet hatte, bot uns die Wirtin des Platzes an, uns am Abend in der Bar etwas zu Essen zu servieren. Wir nahmen an, meinten aber, dass wir unbedingt zunächst an den Strand müssten. Kein Problem, meinte die nette Dame, sie sei da. Sie lieh uns dann auch noch (völlig auf Vertrauensbasis und ohne Pfand!) einen Campingstrom-Adapter (als unerfahrene Campingplatz-Camper hatten wir keine Ahnung, dass man - zumindest Frankreich scheinbar - einen seltsamen dicken 3-poligen Strom-Stecker braucht) und wir konnten die Kühlbox endlich wieder kühlen lassen.

Der Strand ist grad mal 300 Meter vom Campingplatz entfernt und besteht weitgehend aus kleinen Kieseln. Das Wasser war nicht im geringsten kalt und ein wenig zu schwimmen war wunderbar. So langsam hatten wir das Gefühl, der Urlaub habe nun tatsächlich begonnen.

Nach gebührendem Genuss des netten kleinen Strandes kehrten wir zum Campingplatz zurück, bauten den Kangoo zum Schlafen um, duschten und stiegen hinab zur Bar. Dort wurde uns frisch gezapftes Pietra mit Erdnüssen zum Knabbern serviert während wir am gegenüberliegenden Ufer der Bucht von Porto dem Capu d'Orthu zusehen konnten, wie er langsam von der untergehenden Sonne rot gefärbt wurde. Sehr kitschig. Wunderschön :-)

Zum Abendessen gab es die Auswahl zwischen 'Charcuterie', einer Art korsischer Speck-und-Schinken-Platte und Omelett mit korsischem Käse und Pommes. Der beste Allgäuer von Allen entschied sich für die fleischlastige Variante des Abendessens, ich für die andere. Zu Ralles Charcuterie gab es frischgebackenes Baguette und Senf, ich bekam Ketchup und Majo. Beide orderten wir auch nochmal so ein feines Pietra Brun. Zusammen mit dem selbstgebrannten Myrten-Schnaps des Wirts, den wir schließlich noch ausgegeben bekamen sorgte das für eine ordentliche Bettschwere, die wir nach dem langen anstrengenden Tag vermutlich gar nicht unbedingt gebraucht hätten.

Wir schliefen jedenfalls ausgezeichnet in unserem Miniatur-Wohnmobil.

Bilder:
Die Fähre legt in Nizza ab   Auf der Insel   Endlich Strand  

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