Quito ist eine ziemlich laute Stadt, was zusammen mit der Zeitverschiebung dafür sorgte, dass ich ich das erste Mal um halb zwei wach wurde. Danach wachte ich alle anderthalb Stunden wieder auf. Dem besten Allgäuer von Allen ging es ähnlich, daher fanden wir uns bereits um kurz nach sechs (endlich Aufstehen!) beim Frühstücksbuffet ein, obwohl wir erst um acht abgeholt werden sollten.
Ganz schlecht war die Idee eines ausgedehnten Frühstücks gar nicht, das Buffet war nämlich super - vor allem der Teil hinter der Säule vor der Bar. Da waren haufenweise frische Früchte aufgeschnitten: Ananas, Melonen, Papaya, die allesamt wunderbar schmeckten. Mein zweiter Gang bestand aus einem Riesenteller Früchte. Wunderbar, so soll Urlaub anfangen :-)
Gerhard und Peter schienen ebenfalls an Schlaflosigkeit zu leiden, die tauchten kurz nach uns auf und frühstückten ebenso lang und ausgiebig wie wir, Helmut trafen wir erst, als wir uns kurz vorm Abholen in der Hotelhalle einfanden.
Benno und Paco mit dem Bus waren bereits da und so konnten wir direkt mitten in den dichten morgendlichen Berufsverkehr von Quito starten. Besonders auffällig: die vielen vielen blauen Busse, die allesamt gesteckt voll waren. Das Busnetz von Quito kann man für 25 Cent pro Fahrt nutzen, egal wie weit und wohin man fahren will. Da - dem dichten Verkehr zum Trotz - die meisten Einwohner von Quito kein Auto haben und weil die meisten im ärmeren Süden der Stadt wohnen und im reicheren Norden arbeiten, ist das Bussystem gut ausgebaut und wird intensiv genutzt.
Nach und nach arbeiteten wir uns gen Süden vor. Benno wies uns auf Gebäude und Landmarken hin und erklärt überall etwas, so dass die anderthalbstündige Fahrt recht kurzweilig war. Am 'Kolibri auf Kondor-Eiern' irgendwo im Süden der Stadt, erklärte er, dass er ganz in der Nähe wohne. Kurz drauf bog Paco an einer Tankstelle von der Strasse auf eine schmale Piste ab, die bei uns bestenfalls für Mountainbikes freigegeben wäre.
Ganz langsam schraubte sich der Bus das holperige Strässchen bis auf etwa 3300 Meter hinauf - vorbei an einem abenteuerlichen Abbruch, wo die halbe Trasse fehlte und der Bus sich grad noch so vorbei quetschen konnte - bis zu einem eingezäunten Bauwerk, dem Wasserwerk, an dem unsere Wanderung beginnen sollte.
Nach wenigen Metern weiter auf der Strasse, bogen wir rechts in einen schmalen Hohlweg ein, der uns durch dichtes Gebüsch und Gewächs führte und feucht und ziemlich glatt war. Nach einer halben Stunde erreichten wir offenes Grasgelände und stapften danach über eine frisch umgepflügte Weide mit zwei Gattern, über der wir eine Pause einlegten.
Das hier sei alles Teil einer privaten Hacienda, erklärte Benno. Alles Land über 4800 Metern gehöre dem Staat, erklärte er weiter, drunter sei so gut wie alles in privatem Besitz. Und fügte auf unsere Fragen hinzu, dass niemand den Zugang zu seinem privaten Land erlauben müsse. Wie aufs Stichwort kam von unten ein Mann auf uns zu. Das sei der Hacienda-Besitzer, erklärte Benno, der verlange 5 Dollar Wegzoll pro Person. Benno zahlte und nach einem kurzen Gespäch gingen wir weiter.
Nachdem wir an einem flachen Rücken knapp oberhalb eines Viehgrabens aufgestiegen waren, hielten wir uns links und spazierten ein Stück unterhalb des steilen Kraterrandes halbwegs um den Berg herum, bevor wir auf sanft geneigten Wiesen an den Kraterrand aufsteigen konnten. Ein Blick in den Krater (und weiter runter ins Tal von Quito) war uns nicht vergönnt, hinter dem Grat waberte dichter Nebel.
Das letzte Stück zum Gipfel wurde dann noch richtig interessant. Nach ein paar Metern Grasland folgte eine kleine Felsstufe und dann krabbelten wir mehr oder weniger durch dichte Vegetation aus Lianen, Flechten, und Bäumen, von denen die Rinde hinunter hing (Name leider vergessen), am Kraterrand hinauf, bis wir unvermutet an einen freien Felsen kamen und am Gipfel standen. Noch immer ohne allzuviel Ausblick leider.
Allzuviel Sicht war uns da oben nicht vergönnt, wir befanden uns meist gerade so in den Wolken. Wenn es dann aber mal aufriss, konnten wir das weitläufige sanft gewellten Grasgelände sehen, das das ecuadorianische Páramo ausmacht. Wir sahen sogar zwei Lamas links von uns, doch die waren nicht wild sondern gehörten zu der Hacienda, auf der Gebiet wir uns befanden.
Der Gipfel des Pasochoa ist nicht allzu gross, daher machten wir die wohlverdiente Gipfelrast auf einer kleinen Wiese ein paar Meter weiter und tiefer, vom Gipfel getrennt duch einen tiefen Riss, etwa einen halben Meter breit. Hier bekamen wir auch den ersten Vorgeschmack auf die Köstlichkeiten, mit denen uns unser Küchenteam für den Rest des Urlaubs versorgen sollte. In unserem dicken Lunchpaket waren ein Sandwich, eine Banane, diverse Kekse und Schokoriegel - und ein Schälchen mit Hühnchen-Reis-Salat. Yummie!
Für den Abstieg führte uns Benno in einem kleinen Bogen um den Gipfelaufbau herum und am Aufstiegsweg vorbei auf eine Strasse, die um den Berg herum zurück zum Wasserwerk führte. Kurz nachdem wir den Gipfel verlassen hatten, begann es zu regnen, was den Abstieg ein bisserl trist gestaltete. Wir erreichten den Aufstiegsweg dort, wo wir den lehmigen Hohlweg verlassen hatten. Inzwischen hatte es zwar aufgehört zu regnen, doch es war natürlich trotzdem rutschig.
Auch den Rückweg absolvierten wir mitten im Berufsverkehr, wenn man aber nicht selber fahren muss und es noch dazu so viel zu gucken gibt, ist das nicht allzu schlimm.
Zum Abendessen führte uns Benno in ein Restaurant oben in einem der wenigen Hochhäuser in der Nähe des Hotels. Der Blick über die Stadt war sehr schön und das Essen war gut und vor allem reichlich. Mein T-Bone-Steak hatte locker 400gr, das vom Ralle sicherlich noch mehr. Unmöglich, das zu schaffen ohne sich den Magen zu verrenken!
Lagebesprechung für den nächsten Tag: Bisserl wärmer anziehen, sonst alles wie gehabt.