Durch die ständige Aufsteherei zu ungewöhnlichen Zeiten hatten wir uns nie so richtig an Ecuador-Zeit gewöhnen können und der ständige Lärm von Quito trug wohl auch dazu bei. Wir waren jedenfalls mit der Sonne um sechs hellwach. Nachdem wir alles verpackt hatten, war es noch immer recht früh, aber wir wussten ja, dass da unten ein wunderbares Frühstück auf uns wartete.
Wir gingen also hinunter und stellten uns darauf ein lang und ausgiebig das Buffet zu räubern. Gerhard und Peter schien es ähnlich zu gehen, denn die kamen kurz nach uns unten an. Es war ein nettes und unterhaltsames Frühstück an unserem letzten Tag in Ecuador :-)
Helmut trafen wir erst, als wir mitsamt dem kompletten Gepäck wieder in der Lobby aufschlugen, um auszuchecken. Ein letztes Mal verstauten wir alle Taschen im Bus. Paco fuhr nicht allzu weit und liess uns vor der Basílica del Voto Nacional aussteigen.
Die Basilika sieht aus wie ein ein altes gotisches Bauwerk, ist aber relativ neu, angeblich 1985 'fertig' gestellt, aber irgendwie noch nicht wirklich fertig. Dass die Kirche 'neu' und stellenweise unfertig ist erkennt man erst, wenn man näher kommt, denn dann sieht man, dass sie aus Beton ist und dass an verschiedenen Stellen noch der Armierungsstahl aus den Wänden guckt, wo noch Aufbauten und/oder Verzierungen fehlen.
Das fällt aber wirklich nur auf, wenn man genau hin schaut, sonst ist das erst mal ein grossartiges Gebäude, innen wie aussen. Wir beguckten uns erst mal das Innere, wo die hohen Buntglasfenster sehr beeindrucken. Dann liefen wir um die Kirche herum, um die Türme zu besteigen.
Dazu steigt man erst mal auf die Empore, wo man einen tollen Blick von oben ins Kirchenschiff hat. Dann geht es im rechten Turm zwei Stockwerke höher. Auf dieser Ebene befindet sich ein Restaurant und ein Andenken-Laden, dem wir uns kurz umsahen. Dann stieg Benno durch eine Drahtgeflecht-Tür und wir liefen auf einem schmalen Bretterpfad über das Kirchenschiff!
Am hinteren Ende des Bretterweges ging es eine steile Metalleiter hinauf und dann standen wir am anderen Ende der Basilika im Freien. Vor uns befand sich eine weitere steile Leiter, über die wir in einen der Türme steigen konnte und einen tollen Ausblick über die Basilika und natürlich Quito hatten.
Wir stiegen wieder runter und überquerten nochmal das Kirchenschiff. Anstatt aber zum Kirchhof abzusteigen, wandte sich Benno einer Wendeltreppe zu, die hinter dem Laden in den rechten Turm der Vorderseite der Basilika hinauf führte.
Je weiter wir hinauf kamen, umso 'unfertiger' wurde der Turm. Die enge steinerne Wendeltreppe wich einer noch engeren metallenen Wendeltreppe, in der man fast einen Drehwurm bekam, und schliesslich führten nur noch steile Metalleitern weiter hinauf, wobei bei der zweiten Leiter wohl das Geld ausgegangen war, denn die hatte extrem weit auseinander liegende Sprossen.
Und dann standen wir auf freiliegenden T-Trägern, über die lediglich ein Drahtnetz gespannt war in der höchsten Turmspitze der Basilika. Über den Turmglocken sogar.
Natürlich war auch hier die Aussicht grossartig, aber noch viel grossartiger war, so völlig ungehindert in den Eingeweiden der Kirche rumkraxeln zu können :-)
In der folgenden Stadtführung, spazieren wir in Schlangenlinien durch die historische Altstadt, bewunderten weitere Kirchen, darunter auch die gold-überladene Jesuiten-Kirche (aufs Bild klicken und die Maus ziehen), die zu den schönsten Kirchen Südamerikas gehört. Sie ist auf jeden Fall die mit Abstand prunkvollste Kirche, die ich je gesehen habe. Natürlich war fotografieren verboten.
Benno führte uns auch in den Regierungssitz, der von Garde-Soldaten bewacht wurde und zeigte uns verschiedene historisch wichtige Gebäude.
Am Ende gingen wir noch durch das (ein?) ehemalige Rotlichtviertel, das auf bürgermeisterliche Anordnung zu einer Vorzeigestrasse rausgeputzt worden war. Das sieht so künstlich aus, dass ich mir eigentlich lieber das Rotlichtviertel beguckt hätte.
An sich wäre unse nächstes Ziel, die Statue 'La Virgen' auf dem Panecillo, nicht weit entfernt gewesen, doch ist die Gegend um den Panecillo wohl so unsicher, dass wir von Paco dort hinauf kutschiert wurden. Natürlich bestiegen wir die Statue der drachenbezwingenden Dame auf dem Panecillo und betrachten uns nochmals Quito von oben.
Bevor es zurück ins Hotel ging, wo wir ein letztes Mal in Ecuador zum Essen gingen, entliess uns Benno für eine halbe Stunde in den nahen Künstlermarkt, wo wir unsere letzten Dollars auf den Kopf hauen konnten.
Das Buffet des Hotels war ausgezeichnet, so bekamen wir eine ordentliche Grundlage für den elendslangen Heimflug. Benno gab jedem von uns noch die abgezählte Flughafengebühr (hatten wir natürlich vorher eigentlich selber bezahlt, aber das ist ein feiner Service von Amical) und dann ging es zum Flughafen, wo wir uns von Paco und Benno und auch von Helmut verabschiedeten, der als einziger von uns noch eine Extra-Woche Erholungsurlaub angehängt hatte.
Unsere 'Naivität', bei der Einreise trotz unserer verschiedenen Nachnamen nur ein Formular auszufüllen, hätte bei der Ausreise dann beinahe noch zu Schwierigeiten geführt. Der Beamtin war nicht klar zu machen, dass wir tatsächlich 'familiy' sind, so dass ich schon befürchtete, jetzt ein Problem zu bekommen. Aber am Ende bekam ich lediglich eine Ermahnung und musst das Einreise-Formular nachträglich ausfüllen, damit es ordnungsgemäss abgestempelt werden konnte.
Der Rückflug war wie erwartet vor allem lang! Erst ging es von Quito hinab ans Meer nach Guayaquil, wo die Maschine zum Tanken zwischenlandete (von Quito können keine vollgetankten Maschinen starten), zurück nach Madrid, wo wir wir wieder zwischen den beiden Flughafen-Komplexen wechseln mussten und schliesslich nach München, wo wir sehr froh waren, viel Geld für den Parkplatz zu löhnen und dafür gleich nach Hause fahren zu können.
Meine Gummistrümpfe erzeugten auch diesmal Blasen und zudem fing ich mir auf dem Flug irgendeinen widerlichen Darmgrippe-Virus ein, der mir die Woche nach dem Urlaub noch viel Freude bereitete und für eine ungewollte 'Urlaubsverlängerung' sorgte.
Ein wunderschöner Urlaub, der durch die viele Abwechslung viel länger schien als 2 1/2 Wochen. Und der durch Benno die letzte Perfektion in Form des Illiniza Sur und des Cayambe-Gipfels bekam, die ohne ihn wohl nicht drin gewesen wären :-)