Nach einem relativ späten Frühstück, fragte Benno, wer denn nun Lust auf einen kleinen Spaziergang habe. Helmut, Ralle und ich wollten mitgehen, wobei der Ralle dazu auf seine Crocs zurück greifen musste. Paco hatte nämlich in aller Früh beschlossen, den Tag lieber daheim in Quito mit seiner Familie zubringen zu wollen und war mitsamt dem Bus und allem was drin war - darunter die Bergstiefel, schwere wie leichte, von fast allen.
Gerhard und Peter nahmen das als ein Zeichen, dass der Spaziergang vom Universum nicht gewollt sei und blieben da, Helmut und ich hatten zufällig Stiefel dabei und der Ralle meinte, für anderhalb Stunden Spazierengehen reichten die Crocs problemlos aus.
Zunächst besichtigten wir die offizielle Therme. Die Heisswasserbecken in unserer Hotelanlage waren ja nur zum ungezwungenen Rumplantschen auch ausserhalb der Öffnungszeiten gedacht. Hotelgäste dürfen umsonst in die Therme und bekommen zu diesem Zweck ein wasserfestes Grünes Armband umgelegt.
So früh waren noch keine Gäste in der Therme, so konnten wir da ungestört umher spazieren. Die Therme hat einerseits das heisse Wasser aus den Quellen, andererseits sehr kühles glasklares Bachwasser zu bieten und kombiniert das in vielen sehr schönen Becken. Wir nahmen uns vor, den Nachmittag auf jeden Fall dort zu verbringen.
Vor dem Spaziergang führte uns Benno noch ins Besucherzentrum, wo es ein paar Informationen über Flora und Fauna des Tals von Papallacta gab. Ich fand aber den GPS-Punkt vor dem Zentrum fast am interessantesten, da liess sich mal prüfen, ob das Gerät wenigstens in die Nähe des offiziellen Messpunktes misst. Tat es, sowohl Längen als auch Breitengrat stimmten exakt überein :-) Lediglich die Höhe wich ein wenig ab, was aber wohl eher an meiner Pi-mal-Daumen Kalibration als am Gerät selber lag.
Der Spaziergang entlang eines Baches war genauso nett und interessant, wie Benno versprochen hatte. Dass wir uns auf der Regenwald-Seite der Ostkordilliere befanden, wurde vom Wetter unmissverständlich klargestellt: Aus tiefhängenden Wolken nieselte es leicht in den dünnen Nebel hinein.
Dem Spaziergang tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil, das urwald-ähnliche Pflanzendurcheinander mit Lianen, Moosen, Farnen, Bromelien und Orchideen entlang des Pfades, über den uns Benno führte, kam in dem trüb-feuchten Wetter erst so richtig zur Geltung.
Der Pfad war sehr schön direkt am Bach angelegt, an glitschigen und schwierigen Stellen waren Holzbalken verbaut, auf die zum Zweck des Nichtrutschens Stacheldraht (mit umgebogenen Stacheln) getackert war. Einfach aber effektiv.
Nach anderthalb Stunden waren wir zurück am Hotel, wo wir Helmut und Gerhard beim Studium von Bennos Bergbüchern von Bolivien, Chile und Peru vorfanden. Tolle Bilder, aber so mancher Berg wies einen Zustieg auf, der mehr als gruselig aussah.
Vor dem Mittagessen war noch ein wenig Zeit, also legten Ralle und ich uns in unseren Privatpool vor unserem Häuschen und genossen die Wärme.
Den Nachmittag verbrachten wir nicht wie geplant in der Therme sondern im angeschlossenen Spa (nochmal haufenweise Heiss- und Kaltwasserbecken, diese aber mit Blubbermaschinen, Wasserfällen und Ähnlichem versehen). Das Spa ist normalerweise auch für die Hotelgäste nicht umsonst zu besuchen, aber Surtrek hat wohl einen Vertrag mit dem Hotel, der ihren Kunden auch einen Besuch im Spa zusichert. Wir bekamen beim Mittagessen zu diesem Zweck ein weiteres buntes Bändchen ums Handgelenk.
Bevor wir aber da hinüber gingen, nutzten wir die halbe Stunde, in der es die Sonne durch den Nebel schaffte, um die wunderschöne Hotelanlage zu fotografieren. Als HDR, damit die Anlage auch wirklich zur Geltung kommt (alle Bilder sind vom Ralle).
Die gesamte Anlage liegt auf 3500m, das Wasser hat meist 40 Grad und mehr (oder ist sehr sehr kalt), das ist insgesamt doch anstrengender für den Körper, als man zunächst meint, auch wenn man wie wir schon ziemlich akklimatisiert ist. Die vielen Warnungs-Schilder, die darauf hinweisen, dass man nicht übertreiben soll, sich schonen, usw. haben schon ihre Berechtigung.
Nach 3 Stunden in Heisswasser-Sprudelbecken, nur kurz unterbrochen von relativ kühlen Ruhepausen im Freien auf bequemen Liegen kehrten wir zurück ins Hotel. Ich hab mich selten so sauber gefühlt, sozusagen porentief rein ...
Abends gab es wieder ein absolut hervorragendes Essen bevor wir (ich zumindest) total müde in die warmen gemütlich Betten fielen. Für den nächsten Tag war erst Ausschlafen, dann der Besuch des nigelnagelneu errichteten Äquator-Denkmals und schliesslich der Aufstieg zur Cayambe-Hütte geplant. Letzterer komplett gemütlich, denn Rául konnte mit dem Jeep bis zur Hütte fahren, so dass wir nicht mal die Rucksäcke dort hinauf tragen würden müssen.