So eine zweite Hombase in München hat schon was. Wenn beispielsweise gefordert wird, bereits um 05:20h am Flughafen zu sein, lässt sich das von der Homebase im Allgäu nur mit einem unangenehm zeitigen Start verwirklichen. Von München aus reicht es, um 04:00h aufzustehen, dann kann man immer noch gemütlich Kaffee trinken, bevor man zum Flughafen aufbricht. In dem Fall mit dem Auto, trotz der ziemlich happigen Parkgebühren am Flughafen, damit am Ende des Urlaubs dem direkten 'Weiterflug' ins Allgäu möglichst wenige Hindernisse (in Form von S-Bahnen und U-Bahnen) in den Weg zu legen.
Ziemlich pünktlich standen wir wie im AMICAL-Anschreiben gefordert, um halb sechs vor dem Iberia-Schalter, doch der war noch geschlossen. Hatten wir uns fast gedacht, die machen doch normalerweise erst 2 Stunden vor Abflug auf. Taten sie dann auch. Wir waren die zweiten in der Reihe und mussten so immerhin kaum warten. Beim Umschauen sah ich hinter uns einen Mann mit einer grossen schwarzen Tasche und einem Alu-Koffer, der sehr nach Certec-Bag aussah. Das musste dann wohl der andere von München startende Teilnehmer sein.
Genauso war es. 'Seid's es de Ecuadorianer?', fragte er uns umgehend in breitem (Ober-)Österreichisch in der kurzen Warteschlange vor den Scannern und stellte sich als Gerhard vor. Wir bejahten und trafen uns kurz drauf mit ihm im erstbesten Cafe vor den Gates zum Frühstück. Somit war bereits über die Hälfte der Gruppe beisammen.
Der erste Teil des Fluges, von München nach Madrid, dauerte lediglich gute 2 Stunden, dafür musste man aber sogar die Getränke selber kaufen und es war wirklich erbärmlich eng. Der nächste Flieger würde dann mehr Platz bieten, versprach uns der weitgereiste und flugerfahrene Gehard beim Aussteigen in Madrid. Das hörten wir gern, denn der nächste Flug sollte 11 Stunden dauern. Längster Flug ever! Mir graute davor, die widerlichen (aber notwendigen!) Venenstrümpfe, also die Gummiränder derselben, taten jetzt schon weh beim Draufsetzen.
Beim Madrider Flughafen ist beim Bau der zweiten (?) Landebahn wohl der Platz ausgegangen, deswegen muss man beim Umsteigen von Inner-Europäischen in Ausser-Europäische Flüge erst mal eine U-Bahn besteigen und dann unter sämtlichen Rollfeldern durch zum Satelliten-Flughafen fahren. Die Beschilderung ist nicht schlecht, man wundert sich zwar, findet aber problemlos hin. Lediglich die Zeitangaben (Gates KLM: 22 min) irritieren anfangs ein wenig. Das sind aber Worst-Case-Angaben für den Fall, dass man sehr langsam läuft und an allen Zwischenstellen (Pass-Kontrolle, erneutes Scannen) eine Weile warten muss. Folglich waren wir zu früh am zweiten Gate.
Hier sollten wir die beiden restlichen 'Ecuadorianer' treffen. Beim ersten Überblick über die (Unmengen) wartenden Menschen fielen uns aber keine Bergsteiger auf. Dafür fielen wir aber denen auf und so fanden wir dann auch Helmut und Peter. Bei der allgemeinen Vorstellungsrunde und dem folgenden Gespräch fanden die Herren dann raus, dass sie fast alle dieselbe Kamera hatten, wobei dann jeder vom anderen irgendwas Neues lernte ;-)
Nicht viel später schliesslich ging es ins Flugzeug. AMICAL hatte uns alle zusammen gesetzt, aber mit der Aufteilung auf Sitzreihen und weil man die endlose Flugzeit am besten verschläft (was allerdings nur bedingt klappte), hatte das gegenseitige Kennenlernen zunächst ein Ende.
Die 11 Stunden Flug vergingen erstaunlich schnell. Vielleicht deswegen, weil wir uns 11 Stunden Sitzen noch viel schlimmer vorgestellt hatten, als es wirklich war, vielleicht aber auch, weil wir wir genügend Lesestoff dabei hatten und weil Iberia aktuelle Filme zeigte. Ich hatte zwar die meiste Zeit den Platz am Fenster, aber das brachte nicht viel. Erst war da endlos Atlantik, dann Wolken überm Regenwald und den Anden. Meine Hoffnung, beim Anflug auf Quito schneebedeckte Vulkane zu sehen, erfüllte sich nicht, auch da war alles voller Wolken und als das Flugzeug aufsetzte, schien es zu regnen. Weia.
Nachdem wir durch die Immigration und Passkontrolle gegangen waren (wo der beste Allgäuer von Allen und ich lediglich ein Formular ausfüllten, schliesslich sind wir verheiratet und somit 'Family', wie man uns erklärte), entledigte ich mich auf einer unglaublich schmuddeligen Toilette der Venenstrümpfe, die inzwischen ziemlich schmerzten. Kein Wunder, dass das weh tat: Durch das endlose Sitzen auf den Gummirändern der Strümpfe hatte ich inzwischen an jedem Bein Blasen an den Oberschenkeln bekommen. Oh prima! Natürlich waren die Blasen inzwischen offen und natürlich klebte sich umgehend die Jeans da hinein.
Wir bekamen problemlos unser Gepäck (das ist ja die Horrorvostellung schlechthin: man kommt an und die Bergstiefel sind nach Rio geflogen oder sowas) und trafen auch gleich unseren Reiseleiter: Benno Schlauri, ein Exil-Schweizer, der in Ecuador wohnt. Der führte uns ein paar Meter um den Flughafen herum und wir trafen den zweitwichtigsten Mann der Reise: Paco, unseren Fahrer, und seinen Bus, der mehr als die diversen Hotels unsere 'Heimat' in Ecuador werden sollte.
Benno und Paco brachten uns erst mal ins Hotel mitten in Quitos Neustadt, wo wir Zeit hatten uns frisch zu machen bevor wir im Restaurant des Hotels noch ein gemeinsames Abendessen bekamen. Hier gab es auch die erste Lagebesprechung für den Folgetag: Die erste Akklimatisations-Tour sollte auf den Pasochoa, einen erloschenen Vulkan im Süden Quitos mit 4199m Höhe gehen. Trekkingschuhe und Regenzeug sollten wir mitnehmen, für Lunch und Wasser würde gesorgt werden.
Damit wurden wir ins Bett geschickt, es war halb neun Ortszeit, für uns aber mit 7 Stunden Zeitverschiebung bereits halb 4 am Morgen des nächsten Tages. Ich zumindest war trotz der paar Nickerchen im Flugzeug ziemlich alle.