Panarea: Punta del Corvo
09.05.2002
Sonne am Morgen
Unser letzter Tag auf den Inseln. Das Wetter ist uns gnädig gestimmt und so frühstücken wir fröhlich beim Anblick des sonnenbeschienenen Monte Guardia vor einem strahlend blauen Himmel. Der Wind hat auch nachgelassen, so dass wir uns gar keine Sorgen mehr um die Aliscafi machen.
Die Frage, ob wir nach Panarea oder Alicudi fahren, entscheide ich ganz einfach: In Panarea hat es eine tolle Badegelegenheit am Ende der Tour und in Alicudi nicht. Ralles Einwand, dass wir aber auf Panarea schon waren und auf Alicudi noch nicht, ist ganz einfach zu entkräften: Der kleine Spaziergang während der Bootfahrt zählt doch kaum und dann ist da ja auch noch die Badegelegenheit. Ich muss gar nicht mehr sagen ...
So ganz beruhigt hat sich das Meer noch nicht, deswegen haben viele Aliscafi Verspätung, was zu einem ziemlichen Chaos an der Anlegestelle führt. Die Crews der Aliscafis müssen immer wieder Leute von der Gangway zurück schicken, die den falschen Aliscafi erwischt haben. Schliesslich legt auch unser Aliscafi an und es strömen Unmengen von Menschen auf die kleine Fähre, darunter auch unser Stromboli-Führer (Ich gucke ihn böse an, was der aber weder versteht noch bemerkt.). Wir hoffen, die wollen nicht alle wie wir auf die kleinste der äolischen Inseln.
Endlich Panarea
Glücklicherweise nicht, stellen wir im Hafen von S. Pietro fest. Es steigt nur ein kleiner Teil der Passagiere aus. Die Fähre fährt weiter nach Stromboli. Die scheinen mehr Glück mit dem Wetter zu haben, als wir. Aber auch wenn der Stromboli-Ausflug nicht so gelungen war, wie er hätte sein können - wir sind am Ende doch zufrieden damit.
In Panarea gehen wir erst mal zu dem kleinen Kirchlein, auf dem wir schon herum gestiegen sind und folgen der Gasse weiter, bis sie einen scharfen Knick macht. Ab hier geht es nach oben. Ziemlich steil nach oben. Der Weg wird schnell zu einem (zur Abwechslung gut erkennbaren) Pfad, der sich in engen Serpentinen durch verlassene Olivenhaine die Punta Falcone empor windet.
Wir stellen erst mal auf kurze Hosen um - wobei ich hoffe, dass sich die Qualität der Wege so erhält. Von Kratzern hab ich inzwischen wirklich genug.
Der Weg ist wunderhübsch, schön zu gehen und bietet tolle Ausblicke (zum Beispiel auf den Stromboli, der sich unten schamhaft in Wolken hüllt, oben aber neugierig raus spitzt), ist aber ziemlich schweisstreibend. Die steilen Serpentinen fordern ihren Tribut. Dass kein Lüftchen an uns hin kommt, weil wir im Windschutz unseres Gipfels laufen trägt, natürlich auch nicht direkt zur Abkühlung bei.
Nachdem wir Punta Falcone passiert haben, geht es zu meinem Entsetzen wieder bergab und zwar ein ganzen Stück. Hey! Ich wollte heute eine kleine stressfreie Abschlusstour machen!
Ein ganz neues Wander-Gefühl
Wir treffen auf verschiedene Wege, die alle beschildert (ein absolutes Novum) und ziemlich frei und gut zu gehen sind (eine schöne Abwechslung). Panarea gefällt mir ausnehmend gut. Die Insel ist nicht nur wunderschön sondern auch gepflegt, denke ich mir und freue mich, dass wir hier sind.
Als es dann steil nach oben auf die Punta del Corvo geht, ist die Insel immer noch wunderschön und gepflegt, aber der Weg mutiert langsam wieder zu einem der typischen Inselpfade: eng und verwachsen. Die Kratzerintensität hält sich aber noch in Grenzen.
In trauter Zweisamkeit nähern wir uns dem Gipfel. Das Wetter ist nach wie vor ungewöhnlich klar und schön und wir freuen uns darauf, dort oben noch mal alle Inseln zu begucken. Bunte Farbflecken schienen über die fast mannshohe Macchia zu hüpfen. Irritiert stellen wir fest, dass eine gut 20 Leute starke Schweizer Wandergruppe gerade den Gipfel besetzt hält - lärmend und laut.
Glücklicherweise befinden sie sich auf dem Abmarsch und so müssen wir uns das idyllische Flecken auf Panareas höchstem Punkt (ganze 421m) nur mit 2 anderen Pärchen teilen. Wunderschön ist es hier oben. Wir geniessen den fantastischen Blick auf die anderen Inseln.
Abstieg
Zum Abstieg wählen wir die 'Normalroute'. Ich habe die Nase wirklich gestrichen voll davon, ständig wieder scharfes stacheliges Zeug in meinen Kratzern zu haben und vermute, dass dieser Weg besser, weil häufiger begangen, ist.
Das stimmt leider nur bedingt. Irgendwo renne ich dann doch mit Karacho in einen vorstehenden Ast oder so was. Es blutet wie blöd, obwohl ich mich wirklich nicht richtig verletzt habe. Immerhin reicht es für ein Foto, das meinen Einsatz auf dieser Wanderung eindruckend dokumentiert.
Die bronzezeitliche Siedlung an der Punta Milazzese ist leicht zu finden. Wie die Siedlung auf Filicudi handelt es sich vor allem um Grundmauern. Wichtig an dieser antiken Stätte ist vor allem, dass sie an dieser wunderschönen Bucht liegt, die wir schon bei der Fahrt nach Stromboli gesehen haben. Da will ich hin.
Baden
Und da gehen wir hin. Der kleine Strand besteht aus sehr groben Kieseln. Bequem wird es erst, wenn man die Steine ein wenig körpergerecht hinschiebt, dann aber ist es .. hach, wundervoll.
Bevor wir uns von der Sonne braten lassen, gehen wir noch ein wenig im kristallklaren Wasser schwimmen, wobei ich es mir nicht verkneifen kann, auf einen der Felsen, die da im Wasser herum stehen zu klettern und hinab zu hechten (die Ex-Jugoland-Urlaube lassen grüssen). Der Ralle macht es mir nach. Manche Kinder werden halt nie gross ;-)
Uns ist nur ein kleines Nickerchen gegönnt, dann müssen wir wieder los. Wir haben noch keine Tickets für den Aliscafi und das wollen wir doch lieber ein bisserl früher als später besorgen. Gerade heute auf Panarea zu stranden wäre schon ziemlich blöd. Immerhin reicht es dafür dann noch für einen Capuccino in einer Hafenbar - wenn auch drinnen, weil es draussen übervoll ist.
Zurück in Lipari gibt es viele letzte Male: ein letztes Mal Bier am Hafen, ein letzter Spaziergang durch die Stadt, ein letztes Pizza in der Kneipe mit dem netten kleinen Ober. Und ein letztes Mal auf den Inseln schlafen. Irgendwie schade. Aber irgendwie reicht es auch. Es ist genau der richtige Zeitpunkt wieder heim zu fahren.
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