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Teil 5

Am nächsten Morgen erwartete uns die schwerste Etappe der gesamten Strecke. Gestern hatten wir uns auf der Karte den kürzesten Weg ans Meer ausgesucht, weil wir wussten, das wir genau dieselbe Strecke wieder zurück radeln würden. Schon bei der Abfahrt zeigte sich, dass der kürzeste Weg nicht unbedingt immer der beste Weg ist: die Strecke war so steil, dass uns danach vom Bremsen die Hände und die Handgelenke weh taten (mir jedenfalls).
 
Und nun galt es, diese 400 Höhenmeter wieder retour zu radeln. Zunächst liess sich die Etappe gemächlich an. Kurze steile Anstiege, kürzere ebenso steile Abfahrten. Nach 4 Kilometern aber ging's ans Eingemachte. Obwohl es noch recht frisch war, weil wir früh losgekommen waren, tropfte uns bald der Schweiss von der Stirn und vom Kinn. Auf der extremen Steigung zog das schwere Gepäck das Rad schrecklich nach hinten. Manchmal mussten wir aufpassen, dass sich nicht das Vorderrad hob.
 
Zu allem Überfluss machte neben uns die französische Armee irgendwelche Geländespiele. Immer wieder entdeckten wir getarnte Jeeps und bemalte Soldaten, die uns abwechselnd amüsiert oder mitleidig betrachten oder uns anfeuerten. Als einmal ein Jeep voller Soldaten an uns vorbei fuhr, reichte mir ein mitleidiger Soldat sogar die Hand (sah ich leider zu spät).
 
Ich war erleichtert, als wir unsere 'Abkürzung' hinter uns hatten und wieder auf der 'normalen' Strasse waren, auf der wir uns dem Pass zwischen Ile Rousse und Calvi näherten. Die Wolken, die wie immer morgens zwischen den Bergen hingen senkten sich, bis wir im Nebel radelten. So waren wir bass erstaunt, als sich der Nebel hinter dem Pass praktisch in Nichts auflöste und wir einen wundervollen Blick auf Calvi und den grossen Talkessel vor dem Monte Grosso hatten.
 
Gemächlich radelten wir hinunter nach Calenzana, wo wir uns ein mittägliches Eis gönnten. Der eigentlich Grund für die Pause war aber die Frage: Wollen wir nach Calvi? Wir entschieden uns dagegen, weil der Ralle wegen seines Sonnenbrandes ja doch nicht zum Baden konnte.
 
Freund Wildschwein Das war gut so, denn sonst wären wir ganz bestimmt nicht an Freund Wildschwein vorbei gekommen. Der Ralle entdeckte ihn zuerst und bremste derart abrupt, dass ich fast hinten drauf geknallt wäre. Deswegen sah ich auch erst nach dem Schreck, was ihn zu der Notbremsung bewegt hatte.
 
Nachdem wir den seltsamen Zaunschmuck genügend gewürdigt hatten, machten wir uns auf zum letzten Pass dieses Tages (die Etappe sollte diesmal nicht so lang und anstrengend sein). Was von weitem wie eine fast gemütliche Steigung aussah, erwies sich aus der Nähe als eine Tortur.
 
Inzwischen war es etwa 13.00h und die Sonne knallte direkt von vorne auf uns drauf. Es rührte sich kein Lüftchen. Nicht mal der Fahrtwind der wenigen Autos, die an uns vorbei sausten, brachten Kühlung. Es war ganz einfach superheiss da hoch (und es brachte mir einen Sonnenbrand auf den Handrücken ein).
 
Als wir am späten Nachmittag nach einer langen gemütlichen Abfahrt in Galeria ankamen, hatten wir uns jedenfalls trotz der vergleichsweise kuzen Etappe ('nur' rund 60 Kilometer) das kühle Bierchen vor der Dusche verdient - auch wenn das beinahe zu einem Zusammenbruch vor dem Abendessen geführt hätte ;-)
 
Pass im Nebel Am nächsten Tag stand uns die Etappe von Galeria nach Porto bevor. Die waren wir vor 4 Jahren schon mal gefahren, allerdings in der anderen Richtung. Die Strasse die Westküste rauf oder runter gehört zu den schönsten Ecken Korsikas - auch wenn wir in der Früh mal wieder Nebel hatten. Als es gegen Mittag aufklarte, entschädigten uns die wundervollen Tiefblicke vor Porto für den frostigen Pass am Vormittag.
 
Die Küste Diese Etappe war wirklich kurz und gemütlich und so waren wir gegen 15.00h in Porto. Weiterfahren wollten wir nicht, weil wir uns viel Zeit für die Calanche, den Höhepunkt der Westküsten-Etappe nehmen wollten. Baden kam immer noch nicht in Frage, also beschlossen wir, noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Der Ralle hatte auf der Karte eine 'Grotte' entdeckt.
 
Mühsam suchten wir den schmalen Weg, der zu der Höhle führen sollte. Kaum hatten wir die Strasse hinter uns gelassen, entwickelte sich das schmale Loch in der dichten Wand der Macchia zu einem breiten Saumpfad. Man konnte erkennen, dass das wohl früher ein vielbegangener Weg gewesen war, auf dem es sich kühl und angenehm laufen liess.
 
Was wir nicht erkennen konnten, war die 'Höhle'. Wir konnten beim besten Willen nichts finden, was auch nur annähernd die Bezeichnung Höhle verdient hätte (wir fanden nur ein paar 'Löcher'). Trotzdem hatte uns der 'Spaziergang' (wir waren fast 3 Stunden unterwegs) Spass gemacht. Den Radelmuskeln tat es gut, einmal anders belastet zu werden.
 
Abends gingen wir geradewegs in das Restaurant, in dem wir schon mal so gut gegessen hatten, 'Le Soleil Couchant', und wir wurden nicht enttäuscht. Das Essen war sehr gut und die Sonne legte sich vor unseren Augen im Meer schlafen :-)

 
Teil 6 ...
 
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